Das Staatstheater Kassel – Ein Theater mit Tradition
Das Staatstheater Kassel versteht sich mit seinen rund 500 festen Mitarbeitern als ein moderner Theaterbetrieb, der sich gleichermaßen der Tradition wie der Moderne verpflichtet fühlt. 30 Neuinszenierungen in den Sparten Musiktheater, Schauspiel, Tanztheater, Kinder- und Jugendtheater, dazu die Sinfonie-, Sonntags-, Kammer-, Familien-, Schüler- und Sonderkonzerte bilden Jahr für Jahr das große Angebot. Darüber hinaus sorgt ein umfangreiches theater- und konzertpädagogisches Programm für die Vermittlung an Kinder und Jugendliche.
Wie geht das eigentlich – das Überleben? Der oft fehlinterpretierte Satz „survival of the fittest“ von Charles Darwin meint, dass die am-besten-Angepassten die besten Überlebenschancen haben. Was bedeutet das für uns, die Menschheit im 21. Jahrhundert? Vielleicht ist das Sammeln von Dosenravioli für mögliche Weltuntergangsszenarien notwendig; vielleicht ein tapferes „Augen zu und durch“ oder vielleicht doch lieber der Kampf gegen die Bedrohungen für unsere Erde. Welche Regionen in unserem Körper sind für das Überleben zuständig? Haben alle Wesen einen Überlebensinstinkt und wenn ja, wie sieht der aus? Gibt es Anleitungen für ein besseres (Über-)Leben?
In Überlebt. How to trust your instincts bewegt sich das junge Publikum durch ein Archiv an Überlebensstrategien, trifft hier auf dokumentarisches Filmmaterial, da auf Tutorials und Survival-Quests und immer wieder auf die Frage: Wie können Strategien für unser zukünftiges gemeinsames Leben auf der Erde aussehen?
Anna Malena Große ist Theaterregisseurin und Studierende für Dokumentarfilm an der HFF München. Sie studierte von 2015 bis 2017 an der HfMDK Frankfurt am Main und seit 2018 Musiktheater- und Schauspielregie an der Theaterakademie August Everding. 2022 hat sie sich mit der Produktion DARK MATTER. Ich sehe was, was du nicht siehst am Jungen Staatstheater+ vorgestellt. Mit ihren Arbeiten bewegt sie sich an der Schnittstelle zwischen Theater, Gaming, Dokumentarfilm und interaktiven Videowelten.
Überlebt. How to trust your instincts ist eine PLUS-Produktion für Publikum ab 14 Jahren. Eine Spieler:in aus dem Ensemble des Staatstheaters steht gemeinsam mit Bürger:innen aus Kassel und Umgebung auf der Bühne. Sie kommen mit ihren Stimmen, Expertisen und Ansichten zu Wort und hinterfragen ihre und unsere Weltanschauungen.
Einführungen zu Schulvorstellungen finden 30 Minuten vor Beginn im TiF-Foyer statt. Im Anschluss an die Vorstellung gibt es die Möglichkeit zum Nachgespräch.
Das Projekt wird vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur gefördert.
Regie: Anna Malena Große
Bühne und Kostüme: Katharina Oleksinska
Dramaturgie: Carlotta Rogge
Video: Anna Malena Große
Termine
Fr 11.10.2024, 18:00
Sa 19.10.2024, 18:00
Ort
TiF - Theater im Fridericianum
Karl-Bernhardi-Straße
D-34117 Kassel
Bewertungen & Berichte Überlebt. How to trust your instincts
Schauspiel
Die eingebildete Kranke
nach Molière, bearbeitet und übersetzt von Martin Heckmanns
Premiere: 28.9.2024
Im Hause Argan kreist alles beständig um den Leidensdruck der Hausherrin. Nichts lässt sie in ihrer Obsession unversucht, um sich vor Krankheiten – ja, vor der Krankheit an sich – zu schützen. Die landesweit berühmte Patientin verstrickt sich in Molières meistgespielter Komödie dabei in die Geschichte einer krankhaften Einbildung, die sich zu einem Weltverhältnis auswächst. In der Neufassung von Martin Heckmanns, der nach seinem prämierten Erfolgsstück „Etwas Besseres als den Tod finden wir überall“ mit einem zweiten Werk nachlegt, wird sie obendrein zu einer rasanten Abrechnung mit dem Weltschmerz einer Privilegierten. Oder ist Frau Argan doch wirklich krank? Für Wunderheilerin Doktor Purgon ist das zweitrangig, profitiert sie doch von den unablässigen Beschwerden ihrer Klientin. Um immer einen Arzt im Haus zu haben, möchte Frau Argan nun auch noch ihre eigene Tochter Angélique mit Purgons Sohn Thomas verheiraten. Doch Angélique ist Hals über Kopf in Cléante verliebt und wendet sich in ihrer Verzweiflung an die Hausangestellte Toinette, die als einzige das verrückte Treiben durchschaut und listenreich der Liebe zu Hilfe eilt.
In der Regie von Pia Richter avanciert die kluge Neubearbeitung des französischen Klassikers zu einer komischen Groteske, die die großen Themen im Stück, Liebe und Tod, für unsere Zeit theatralisiert. Die Regisseurin, bekannt für ihre feministische Perspektive auf klassische Stoffe, dreht in ihrer zweiten Arbeit für das Staatstheater (nach „Die Zähmung der Widerspenstigen“) die Geschlechterverhältnisse abermals um und erzielt dadurch nicht nur eine geschlechtergerechtere Rollenverteilung, sondern auch eine freiere Sicht auf andere aktuelle Themen: Unsere ichbezogene Kontrollsucht, unseren Gesundheitswahn, unsere zwanghafte Vermeidung des Unvermeidlichen, die im neurotischen Kreisen um das eigene Wohlbefinden gar den eigenen Tod verleugnet und keinen Platz für Liebe lässt. Im Bühnenbild von Julia Nussbaumer (Ausstattung: „Die Zähmung der Widerspenstigen“) schafft Pia Richter zusammen mit der Musik von Malik Diao und den Kostümen von Lise Kruse eine eigene schräge Welt, die die Verführbarkeit des Menschen durch Scharlatanerie ebenso offenbar werden lässt wie sie die Frage nach dem richtigen Leben im falschen zu stellen vermag.
Die Titelrolle, normalerweise seit den Tagen von Molière dem männlichen Geschlecht vorbehalten, wird in ihrer Konzeption von einer „Grande Dame“ des Staatstheaters Kassel, Annett Kruschke, gegeben.
In der Eröffnungspremiere erwarten die Zuschauer:innen neben Gesellschaftskritik und Wahrheitssuche auch unbändige Spiellust, grotesker Humor und so einige falsche Ärzte, Brüder, Musiklehrer und vieles mehr …
Der Autor und das Staatstheater Kassel haben sich gemeinsam darauf verständigt, zur Eröffnung der Spielzeit 2024/25 „Der eingebildete Kranke / Die eingebildete Kranke“ nach Molière, bearbeitet und übersetzt von Martin Heckmanns, statt „Gut Mut“ von Martin Heckmanns zu spielen.
Regie: Pia Richter
Kostüme: Lise Kruse
Musik / Sounddesign: Malik Diao
Licht: Oskar Bosman
Dramaturgie: Alexander Olbrich
Termine
Fr 4.10.2024, 19:30
Fr 11.10.2024, 19:30
Mi 16.10.2024, 19:30und weitere Termine
Sa 19.10.2024, 19:30
So 20.10.2024, 16:00
So 27.10.2024, 18:00
Das Schauspiel legt erneut einen Fokus auf zeitgenössische israelische Dramatik und zeigt in einer deutschsprachigen Erstaufführung Triage, das neue Stück
der israelischen Autorin Maya Arad Yasur. Sie ist dem deutschen Theaterpublikum bereits durch Werke wie Gott wartet an der Haltestelle und Amsterdam bekannt. In Triage widmet Arad Yasur sich nun dem komplexen Thema der medizinischen Prioritätensetzung unter den Bedingungen knapper Ressourcen in einem Katastrophenfall.
Prof. Robinson, die Leiterin einer Intensivstation, steht vor der schwierigen Aufgabe, über die Verteilung lebenswichtiger Ressourcen, insbesondere Beatmungsgeräte, zu entscheiden. Dabei werden ihre eigenen professionellen Entscheidungen durch die persönlichen Krisen in ihrer Familie – dem Kampf ihres Mannes mit Parkinson, der ihre ganze Aufmerksamkeit und emotionale Kraft fordert – beeinträchtigt, was ihre Situation noch verzweifelter macht. Dr. Aydin ringt ebenfalls mit den Grundsätzen der medizinischen Ethik, während zugleich seine Frau ein Kind zur Welt bringt. Diese Figuren verdeutlichen die inneren Konflikte und moralischen Dilemmata, mit denen medizinisches Personal in Extremsituationen konfrontiert wird: Vor dem Hintergrund einer weitreichenden Brandkatastrophe und der daraus resultierende Überlastung der Krankenhäuser wird eine kaum zu ertragende Atmosphäre geschaffen, die Ärzte und Pflegekräfte zu schnellen, oft herzzerreißenden Entscheidungen über Leben und Tod zwingt.
Triage beleuchtet die rohe Realität derjenigen, die mit den Schattenseiten ihrer Berufung konfrontiert werden, wo jede Entscheidung das Potenzial hat, sowohl zu retten als auch zu zerstören: Wer von zwei Brüdern soll das letzte Beatmungsgerät erhalten? Was tun, wenn man seinem eigenen Mann nicht helfen kann?
Josua Rösing wird mit Triage seine zweite Inszenierung eines israelischen Textes machen. Bereits 2023 hatte Die Friedensstifterin von Avishai Milstein Premiere und ist seit dem zum Reclaim Kunstfreiheit Festival nach Berlin, zum Open The Doors Festival nach Kattowice und zu den Hessischen Theatertagen nach Gießen eingeladen worden.
Regie: Josua Rösing
Bühne und Kostüme: Michael Lindner
Musik: Alexandra Holtsch
Dramaturgie: Elias Lepper
Video: Jens Bluhm
Termine
Fr 4.10.2024, 20:15 | Premiere
Sa 12.10.2024, 20:15
So 20.10.2024, 20:15und weitere Termine
Sa 26.10.2024, 20:15
Ort
TiF - Theater im Fridericianum
Karl-Bernhardi-Straße
D-34117 Kassel
Eine performativ musikalische Hommage an das wohl berühmteste Hotel der Welt
von Stef Lernous
Premiere: 26.10.2024
Koproduktion mit Abattoir Fermé
„And I remember you well in Chelsea Hotel. You were famous, your heart was a legend. You told me again you preferred handsome men. But for me, you would make an exception.“ (Leonard Cohen über Janis Joplin in seinem Song Chelsea Hotel #2 )
Das Chelsea Hotel mitten in New York galt über hundert Jahre als DAS legendäre „Künstlerhotel“ schlechthin. Dank seiner Extravaganz war es Wohnstätte der Kunst- und Musikszene der Sechziger-, Siebziger- und Achtzigerjahre. Sie alle waren dort: Leonard Cohen, Patti Smith, Janis Joplin, Die
Ramones, The Doors, The Sex Pistols und Arthur C. Clarke schrieb
dort das Drehbuch zu Kubricks 2001: Odyssee im Weltraum .
Und heute? Im Inneren fließt noch immer der elektrifizierende Strom, der die Menschen unermüdlich zur Kreativität antreibt. Eine Energie, die seit Jahrzehnten die alteingesessenen Bewohner:innen in den Wahnsinn treibt. Dabei durchwandern sie die Kunst- und Musikgeschichte eines unruhigen Landes auf alten Korridoren voller Dunkelheit und Lügen. Sie treffen auf das Seltsame, das Lustige, das Tragische, das Berühmte und das Obskure, sie alle wohnen in einem Spukpalast und ihre Geschichten wollen fieberhaft erzählt werden. Maler:innen, Filme-
macher:innen, Schriftsteller:innen und Musiker:innen, sie alle sind getrieben von schlaflosen Nächten voller Begierde und Besessenheit. Der einzige Aufzug im Haus fährt dabei immer und immer wieder in den Abgrund. Ein Mörder schleicht Richtung Zimmer 101 und Geister veranstalten auf dem Dach ein Konzert, dessen Publikum die Toten längst vergangener Zeiten sind …
Regisseur, Performer und Autor Stef Lernous hat eine Hommage an das Chelsea Hotel geschrieben. Die Performance, bestehend aus Ensemblemitgliedern aus Mechelen und aus Kassel, erschafft dabei einen traumartigen Sog aus Live-Musik, Kunst und Text.
Stef Lernous hat bereits zweimal in Kassel gearbeitet, mit Die Verwandlung und Die Physiker brachte er uns bereits ordentlich zum Schaudern. Folgen Sie dem Ruf des Seltsamen! Sie haben sich diese Freude verdient! Es ist so weit: Das Hotel heißt Sie herzlich willkommen!
Regie: Stef Lernous
Bühne: Sven van Kuijk
Kostüme: Stef Lernous
Musik (auch Live-Musik): Martin Engelbach, Chikara Aoshima
Licht: Oskar Bosman, Brigitta Hüttmann
Dramaturgie: Patricia Nickel-Dönicke
Termine
Mi 23.10.2024, 19:00 | Voraufführung
Sa 26.10.2024, 19:30 | Premiere
musikalische One-Man-Show von und mit Justin Hibbeler
Premiere: 1.11.2024
Die lodernden Geschichten von Sünde und Erlösung kommen aus Radio und Bibel: sie schlagen Funken in gebietender Predigt und lockendem Pop. Ein verlorener Sohn, Jerry Lee Lewis, stürmt aus der tiefsten Provinz ins nationale Rampenlicht, heiratet heimlich seine 13-jährige Cousine, die nur eine seiner insgesamt sieben Frauen sein wird, und wird verdammt. Jahre später beobachtet ein Nachtwächter von Graceland – dem Anwesen von Elvis Presley –, wie sich ein 76er Lincoln Continental schnarrend durch den Kies der Zufahrt gräbt und nach einer letzten Beschleunigung das Tor rammt. Der Fahrer ruft mit einer Stimme ebenso schallenden Chroms: „I want to see Elvis! Just tell him, the killer’s here.“
Justin Hibbeler spielt, singt und erzählt die Story von Jerry Lee Lewis, die auch die Geschichte des Rock ’n’ Roll selbst ist und davon, wie Lewis schwarze und weiße Musik zusammengebracht hat. Entlang der hämmernden und schmachtenden Songs geht dieser Abend auf eine Reise durch trübe Swimmingpools, schwitzige Tanzsäle und die britische Klatschpresse. Das Ende ist nah, die Hölle heiß.
Great Balls of Fire! – Die Jerry Lee Lewis Story , von unserem neuen Ensemblemitglied Justin Hibbeler, ist eine Übernahme des Landestheater Tübingen. Dort hatte es 2023 Premiere. Wir haben die
Produktion nun nach Kassel geholt, wo sie wechselnd im Theaterstübchen und im TiF zu sehen sein wird.
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Bewertungen & Berichte Great Balls of Fire! - Die Jerry Lee Lewis Story
Musical
Peter Pan
Musical von Georges Stiles und Anthony Drewe / für alle ab 10 Jahren
Peter Pan ist der Kindheitsheld, der nie erwachsen werden will. Der fliegende Abenteurer nimmt seine Freundin Wendy und deren kleine Brüder John und Michael mit auf eine Reise nach Nimmerland: Ein Land so vielfältig wie eine Traumwelt, die nur aus dem Reichtum einer kindlichen Vorstellung stammen kann. Dort gibt es grausige Piraten, magische Feen, verlorene Jungs, Nixen und tickende Krokodile, die für mächtig viele Abenteuer sorgen.
Der Komponist George Stiles verwandelt das zeitlose Märchen von James M. Barrie in ein mitreißendes Musical: Actiongeladenes Säbelrasseln der Piraten, Flüge in schwindelerregenden Höhen und rührende Momente wahrer Freundschaft. Die fesselnde Geschichte um Wendy und Peter Pan lädt Jung und Alt auf eine aufregende Reise ein und dazu davon zu träumen, für immer Kind zu bleiben.
Gemeinsam mit dem Kinder- und Jugendchor CANTAMUS, dem Studiengang Musical der Hochschule Osnabrück und Ensemblemitgliedern des Staatstheaters Kassel entsteht ein Bühnenspektakel, das Fantasiewelten und Kinderträume mit großen Fragen verbindet: Was bedeutet es, erwachsen zu sein? Und was ist alles möglich, wenn wir nur fest genug daran glauben?
Die Regisseurin Nora Bussenius hat viele Erfolge mit ihren Inszenierungen für junges Publikum gefeiert und war zuletzt mit Peterchens Mondfahrt mit Anneliese am Jungen Staatstheater+ engagiert.
Musikalische Leitung: Peter Schedding
Musikalische Assistenz und Nachdirigat: Viktor Jugovic
Regie: Nora Bussenius
Bühne: Sebastian Ellrich
Kostüme: Lara Belén Jackel
Choreografie: Marie-Christin Zeisset
Licht: Oskar Bosman
Dramaturgie: Bernadette Binner, Felix Linsmeier
CANTAMUS-Chorleitung: Fiona Luisa
Theaterpädagogik & Vermittlung: Hannah Rech
nach dem Roman von Lew Nikolajewitsch Tolstoi
in einer Bearbeitung von Bert Zander
Tolstoi hat mit Krieg und Frieden einen monumentalen Klassiker der Romanliteratur geschaffen. Er porträtiert eine Zeit des europäischen Imperialismus, die uns vertrauter vorkommt als erhofft. Auf mehr als 2000 Seiten schildert Tolstoi nicht nur in einzigartiger Weise historische Ereignisse, sondern stellt auch die These auf, dass Geschichte keine kausale Kette, sondern schicksalhaft ist: Wir sind als Einzelne Teil von ihr, Konflikte spiegeln und überlagern sich im Privaten wie im Politischen. Aber stehen wir den Ereignissen wirklich so distanziert und machtlos gegenüber?
Bert Zander nimmt sich Tolstois Gesellschaftsgemälde vor dem Hintergrund der historischen Ereignisse der Napoleonischen Kriege gegen Russland vom Beginn des 19. Jahrhunderts vor – und untersucht, wie das Gestern mit dem Heute verbunden ist. Die Schicksale der Figuren sind mit dem Krieg eng verknüpft: ob als Soldaten und Armeeangehörige, in Offiziere verliebte und zurückgelassene Frauen, sorgende Mütter und Väter oder die Freiheit suchende Einzelgänger. Denn anders als der Titel vielleicht vermuten lässt, stehen nicht Kriegshelden im Zentrum des Romans, sondern einfache Menschen: Die politische Macht mag bei den Helden liegen, die soziale Macht ruht auf den Schultern der vielen Einzelnen.
Mit seiner einzigartigen Ästhetik, die das Kasseler Publikum bereits bei FAUSTGretchen erleben konnte, lässt Bert Zander eine hybride Welt aus Video und Schauspiel entstehen, in der sich Figuren, Weltgeschehen und der Chor der Ungehörten verbinden. Zwischen unserem dokumentarischen Blick auf Historie und Gegenwart lässt Zander die Frage aufscheinen, wo angesichts multipler Krisen Krieg und Frieden heute begründet liegen.
Bert Zander ist Regisseur und Videokünstler. Seine Arbeiten an der Schnittstelle von Theater und Videokunst waren bislang u. a.
an der Volksbühne Berlin, dem Thalia Theater Hamburg und am Burgtheater Wien zu sehen. Seine Oberhausener Inszenierung von Schuld und Sühne wurde 2019 zum NRW Theatertreffen eingeladen, 2020 realisierte er für 3sat/ZDF die Theaterserie Die Pest. FAUSTGretchen ist von ihm nach wie vor im TiF – Theater im Fridericianum zu sehen.
Regie: Bert Zander
Bühne und Kostüme: Lene Schwind
Musik: Natascha Zander
Dramaturgie: Laura Kohlmaier
Termine
Mi 9.10.2024, 19:00 | Wiederaufnahme
So 13.10.2024, 19:00
Ort
TiF - Theater im Fridericianum
Karl-Bernhardi-Straße
D-34117 Kassel
Vetternwirtschaft und soziale Benachteiligung in einer nordhessischen Stadt spielen in Rolf Hochhuths Komödie von 1971 die Hauptrollen. Den Stoff für seine Satire lieferte damals ein kommunaler Skandal in Kassel. Es ging um das „Lettenlager“ in Bettenhausen, in dem die Bewohner:innen unter menschenunwürdigen Bedingungen hausten, so dass selbst in Kanada Spenden gesammelt wurden. Die Uraufführung des Stücks u. a. in Kassel sorgte dann tatsächlich für die Beseitigung eben dieses Missstandes.
Wohnungsnot und Inflation, Flucht und Vertreibung, Krieg und Nachkriegszeit, all das sind wieder aktuelle Themen geworden. Rolf Hochhuth, geboren 1931 in Eschwege, galt als Mitbegründer des Dokumentartheaters. Als rigoroser Moralist und Mahner setzte sich Hochhuth wiederholt mit der Zeit des Nationalsozialismus und aktuellen politischen und sozialen Fragen auseinander.
51 Jahre nach der Uraufführung zeigen wir Hochhuths Heldin Sophie, Hebamme und als Parteimitglied der CDU, Vorsitzende des Sozialausschusses, und ihren unbeirrbaren Kampf gegen die Ungerechtigkeit. Sie hat sich geschworen, bis zu ihrer Pensionierung die Barackensiedlung in ihrer Stadt zu beseitigen. Sie spürt die Ohnmacht, zu der jede:r in einem Panoptikum kommunaler Demokratie verdammt ist, und entschließt sich zur Illegalität. Die Papiere einer längst Verstorbenen sind Sophie dabei äußerst hilfreich …
„Die Diplom-Hebamme Sophie ... muß sich vor Gericht verantworten – welche Szene in ihrer umwerfenden Komik lebhaft an Kleists Der Zerbrochne Krug oder Zuckmayers Der Hauptmann von Köpenick erinnert.“ (Gerhard Ebert in Neues Deutschland zur Uraufführung 1972)
Tom Kühnel inszeniert u. a. am Deutschen Theater Berlin und dem Staatsschauspiel Dresden. Zusammen mit der Münchener Musikerin und Performance-Künstlerin Pollyester und unterschiedlichsten Vereinen der Stadt wird Kassel ordentlich was zu lachen haben, denn das Leben ist doch eine riesengroße Show!
In Kooperation mit den Tänzerinnen und Tänzern des Rot-Weiss-Klub Kassel e.V., dem Kinderchor des Wilhelmsgymnasiums Kassel, dem Stadtarchiv Kassel, sowie dem Landesverband der Hessischen Hebammen e.V. Landessprecherinnen Nordhessen, dem Bund freiberuflicher Hebammen Deutschlands e.V. und der Kleine Riesen Nordhessen gGmbH.
Regie: Tom Kühnel
Bühne: Bettina Meyer
Kostüme: Ulrike Gutbrod
Musik: Polly POLLYESTER
Dramaturgie: Patricia Nickel-Dönicke, Daniel Neumann
Licht: Oskar Bosman, Brigitta Hüttmann
Termine
Do 10.10.2024, 19:30 | Wiederaufnahme
So 13.10.2024, 19:30
Bianca hat schon einige Anwärter und ist bereit für ihre Hochzeit. Sie darf jedoch erst geheiratet werden, wenn sich auch jemand für ihre Schwester entscheidet. Katharina wiederum gilt als die Projektionsfläche für alles Widerspenstige, weshalb sie nicht so gut auf dem Heiratsmarkt „geht“. So muss Bianca sich gedulden und abwarten, bis sie an der Reihe ist und die scheinbar unmögliche Aufgabe gelöst ist, jemanden für ihre Schwester zu finden.
Heute sind es vielleicht nicht mehr die Väter, die ihre Töchter verheiraten wollen, aber es gibt sie doch noch, die Suche nach dem Perfect Match , der Frau für den Bauern oder der Bachelorette. Love is blind und Millionen gucken zu, wie sich Paare vor laufender Kamera finden. Die Regisseurin Pia Richter versetzt Shakespeares Stoff deshalb in eine Dating Show und hinterfragt den allgegenwärtig gesellschaftlich eingeforderten Wunsch nach Paaren: Marry or Move On.
Die Datingshow Hosts von PADUA ISLAND, die rein zufällig auch selbst ein perfektes Paar sind, begrüßen die Kandidaten Hortensio, Gremio und Lucentio auf PADUA ISLAND. Alle drei sind auf die Insel gekommen, um das Herz von Bianca zu erobern. Die Hosts Nick und Vanessa sind es nun anstelle des Vaters, die die Verpaarung der Schwestern organisieren. Um mit Bianca zusammen sein zu können, müssen sich die Kandidaten dabei eine Lösung für Katharina überlegen: Sie bringen Petruchia ins Spiel. Sie ist in erster Linie begeistert von dem Preisgeld und dann auf den zweiten Blick überraschenderweise auch doch von Katharina.
Schon der Titel Der Widerspenstigen Zähmung löst Widerstand aus - einen feministischen Würgereflex. Aber was ist dran an dem Stoff, dass wir heute noch darüber sprechen. Welche Strukturen liegen unter dem Paarzwang? Was ist das, dieses Perfect Match ? Wer zähmt hier wen? Geht es überhaupt noch um Zähmung oder vielmehr um eine Widerspenstigkeit, die den Paarmarkt, so wie er ist, in Frage stellt und grundsätzlich erneuern will?
Die Regisseurin Pia Richter ist bekannt für ihre starken Setzungen. Auch in vergangen Arbeiten hat sie immer wieder Klassiker auf ihre heutigen Themen hin befragt und dabei immer neue Abzweigungen in den Inszenierungstraditionen gefunden, um Platz zu machen für zeitgenössische Diskurse.
Regie: Pia Richter
Bühne und Kostüme: Julia Nussbaumer
Komposition und Live-Musik: Maria Moling , Alexandra Cumfe
Licht: Brigitta Hüttmann
Dramaturgie: Laura Kohlmaier
Bewertungen & Berichte Die Zähmung der Widerspenstigen
Schauspiel
Die Friedensstifterin
von Avishai Milstein
Die Husumerin Alice, genannt Ali, ist gemeinsam mit ihrem Streicherensemble auf Einladung eines deutschen Kulturinstituts auf Gastspielreise in Gaza, am nächsten Tag soll ihr großes Konzert sein. Ali ist überzeugt, dass Kunst und Kultur Menschen zusammenbringen und Konflikte befrieden können. Doch als der israelisch-palästinensische Konflikt plötzlich hautnah erlebbar wird und Luftangriffe auf Gaza geflogen werden, flieht das Ensemble Hals über Kopf nach Deutschland – und lässt Ali zurück.
Statt zu verzweifeln, versucht es Ali auf eigene Faust: Sie will spielen, für den Frieden, für die Menschen. Dafür unternimmt sie alles: Sie trifft auf einen jungen palästinensischen Mann, den Assistenten eines palästinensischen Kulturinstituts mit Hang zum Philosophen Johann Gottlieb Fichte, einen jungen israelischen Soldaten, eine Krankenschwester, die ihre eigene Schwester im Krieg verloren hat, einen israelischen Ehrenpräsidenten. Und schließlich gerät sie dabei zwischen die Fronten: Was ist falsch, was richtig in diesem Konflikt, der in jede Biografie eingeschrieben ist und in dem alle glauben, das Recht auf ihrer Seite zu haben? Und so ist Ali plötzlich mittendrin im Nahostkonflikt, bei dem sie doch vorab so sicher war, dass er durch ihr Cellospiel befriedet werden könnte.
Avishai Milstein, israelischer Autor, Regisseur und Dramaturg am Beit-Lessin-Theaters in Tel Aviv, stellt in Die Friedensstifterin die Frage, welche Kraft Kunst und Kultur haben können: Was passiert, wenn ein zentraleuropäisches Verständnis davon auf die Realität vor Ort trifft? Wie positionieren wir uns angesichts historischer, biografischer und politischer Konfliktlinien?
Josua Rösing studierte Regie am Max-Reinhardt-Seminar in Wien und war anschließend Regieassistent am Deutschen Theater Berlin. Er inszeniert u. a. am Theater Kiel, Theater Regensburg, dem Staatsschauspiel Dresden sowie in Moskau und St. Petersburg.
Songs Oh oh oh, Israel sowie Römer und Wutbürger
Musik & Text: Johann Jürgens, Thies Mynther
Wir bedanken uns beim Institut für Neue Soziale Plastik e.V. für die Beratung im Probenprozess. Darüber hinaus freuen wir uns sehr über die Einladung zu „Reclaim Kunstfreiheit. Antisemitismuskritik, Kunst & Kultur“ in dessen Rahmen wir am 16.10.23 mit der „Friedensstifterin” im PODEWIL Berlin zu Gast waren:
Regie: Josua Rösing
Bühne: Michael Lindner
Kostüme: Michael Lindner
Musik: Thies Mynther
Dramaturgie: Patricia Nickel-Dönicke, Elias Lepper
Dramaturgie: Dirk Baumann
In Kooperation mit dem Generalkonsulat des Staates Israel und dem Beit Lessin Theater Tel Aviv
Termin
Fr 25.10.2024, 20:15 | Wiederaufnahme
Ort
TiF - Theater im Fridericianum
Karl-Bernhardi-Straße
D-34117 Kassel
Am 13. September 2022 wurde die kurdische Iranerin Jina Mahsa Amini von der sogenannten Sittenpolizei verhaftet, weil sie ihr Kopftuch nicht vorschriftsmäßig getragen habe. 2 Stunden nachdem sie auf der Wache angekommen war, wurde sie ins Krankenhaus eingeliefert und starb wenige Tage später an Kopfverletzungen. Seit ihrem Tod geht eine riesige Welle von Protesten durch den Iran.
Jin, Jiyan, Azadi / Woman-Life-Freedom / Frau- Leben- Freiheit lautet die Parole, die Protestierende weltweit auf den Straßen rufen und die inzwischen für diese Revolution steht. Was genau passiert da im Iran? Warum jetzt? Wer ist auf den Straßen und welche Konsequenzen hat diese Bewegung? Wie kann ich mich solidarisieren?
Mit der neuen gleichnamigen Reihe am Staatstheater Kassel wollen wir diesen und anderen Fragen auf den Grund gehen. Das Tif-Foyer verwandelt sich mit Gesprächen, Up-Dates, Lesungen, Filmen und Recherchen in einen Ort der Information, der Begegnung, des Widerstands, der Frauenrechte und der Freiheit!
Seien Sie dabei! Der Eintritt ist frei!
Thema am 13. Juni:
„Baraye“
… heißt DIE Hymne der Protestbewegungen im Iran. Shervin Hajipour hat dieses Lied geschrieben und wurde dafür Anfang des Jahres zu einer Haftstrafe und einer Ausreisesperre verurteilt.
Baraye heißt für oder wegen. „Für das Tanzen auf der Straße“, “wegen der korrupten Wirtschaft“, „wegen der verschmutzten Luft" … In diesem Lied werden viele große und kleinen Gründe aufgezählt wofür die iranische Gesellschaft kämpft und wogegen sie protestiert. Sie ist auch Beispiel dafür, wie Kunst dazu beitragen kann den Protest zu unterstützen, ihm Sichtbarkeit zu verleihen, so ging der Song nicht nur auf den sozialen Medien durch die Decke sondern wurde auch auf riesigen Konzerten weltweit von iranischen Künstler:innen in der Diaspora gesungen und hat die Ideen der Proteste für viele Menschen zugänglich gemacht.
Die Hymne ist Ausgangspunkt unserer letzten Folge in dieser Spielzeit. Von hier gibt es Exkursionen zu Heldinnen der Proteste, zu Problemen, die bisher noch gar nicht zum Vorschein kamen und zu all den Gründen, wofür die Menschen im Iran immer noch auf den Straßen einiges riskieren. „Baraye“ bildet den Absprung zu einem gemeinsamen Austausch: Was ist die letzten eineinhalb Jahre passiert im TiF-Foyer und was haben wir noch vor? Wir möchten gemeinsam ins Gespräch kommen und diese Reihe ausklingen lassen. Natürlich nur über die Sommerpause. Denn in der nächsten Spielzeit geht es weiter: Jin Jiyan Azadi!
Eine multimediale Live-Performance nach H. G. Wells
H. G. Wells‘ Roman "Die Zeitmaschine" gilt als Pionierwerk der Science Fiction und ist gleichzeitig eine der ersten literarischen Dystopien. In einer fesselnden multimedialen Live-Performance lassen Schauspieler Mark Waschke, Musiker Stefan Weinzierl und Visual Artist Rocco Helmchen ihr Publikum ins ferne Jahr 802.701 reisen. Gesellschaftliche Nöte und Konflikte scheinen dort überwunden zu sein. Doch ist die neue Welt wirklich so paradiesisch, wie sie auf den ersten Blick anmutet?
Einmal Zukunft und zurück, bitte. Wer hat nicht schon einmal von einer solchen Zeitreise geträumt? Ein Vehikel Marke Eigenbau machts möglich. Angekommen im Jahr 802.701, entdeckt der namenlose Held aus H.G. Wells‘ gesellschaftskritischem Sci-Fi-Klassiker (1895) die Eloi, eine paradiesische Gemeinschaft. Doch als er in die Gegenwart zurückkehren will, ist seine Zeitmaschine verschwunden. Und die Anzeichen häufen sich, dass die Eloi nicht die einzigen Bewohner dieser wundersamen Welt sind ... In einer packenden Multimedia-Live-Performance, wie geschaffen für den futuristischen Nikolaisaal, laden der Schauspieler Mark Waschke (bekannt u.a. als Berliner »Tatort«-Kommissar), der Multiinstrumentalist Stefan Weinzierl und der Visual Artist Rocco Helmchen zu einer Reise in die vierte Dimension ein.
Mark Waschke, Lesung & Schauspiel
Stefan Weinzierl, Musik
Rocco Helmchen, Video-Design
Bewertungen & Berichte Die Zeitmaschine - mit Mark Waschke
Lesung
MAX GOLDT liest
Dass Max Goldts Werk sehr komisch ist, weiß ja nun jeder gute Mensch zwischen Passau und Flensburg. Dass es aber, liest man genau, zum am feinsten Gearbeiteten gehört, was unsere Literatur zu bieten hat, dass es wahre Wunder an Eleganz und Poesie enthält und dass sich hinter seinen trügerischen Gedankenfluchten die genaueste Komposition und eine blendend helle moralische Intelligenz verbergen, entgeht noch immer vielen, die nur aufs Lachen und auf Pointen aus sind. Max Goldt gehört gelesen, gerühmt und ausgezeichnet. Daniel Kehlmann
»Auf die Unklarheiten in der Systematik der Dinge hinzuweisen ist nur eine der ehrenwerten Aufgaben, denen sich der deutsche Kolumnist Max Goldt verschrieben hat. Kaum einer versteht es so wie Goldt, die vermeintlichen Nebenschauplätze des Lebens ins Auge des Betrachters zu schieben und den heutigen Alltag auf seine Widersprüche und Kuriositäten hin abzutasten.« Regula Fuchs, Der Bund, Bern (CH)
»Max Goldt zu hören ist doppelter Genuss, denn seine Kolumnen sind eigentlich ›Lyrics‹, die des Interpreten bedürfen.« Frankfurter Allgemeine Zeitung
»Nur wenig geht über die Texte von Max Goldt, höchstens die Lesung der Texte von Max Goldt durch Max Goldt. Besser geht’s nicht.« Westfalenpost
Max Goldt, geboren 1958 in Göttingen, lebt in Berlin. Er bildete zusammen mit Gerd Pasemann das Musikduo „Foyer des Arts“, in welchem er eigene Texte deklamierte. Max Goldt hat zusammen mit Katz zehn Comicbände herausgebracht. Er bereist nicht selten den deutschen Sprachraum als Vortragender eigener Texte. 1997 wurde ihm der Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor verliehen, 1999 der Richard-Schönfeld-Preis für literarische Satire, 2008 der Kleist-Preis und der Hugo-Ball-Preis und 2016 der Göttinger Elch.
Termin
Sa 5.10.2024, 20:15
Ort
TiF - Theater im Fridericianum
Karl-Bernhardi-Straße
D-34117 Kassel
Die Autorin Katja Brunner und die Musikerin Magda Drozd treffen sich an einem Ort, der heißt: Paula Rot. Gegensätze ziehen sich an: Katjas rhythmische und treibende Texte treffen auf Magdas sphärische flächige Klänge. Ein meditativer Ruf nach Veränderung. PAULA ROT verbindet Soundscapes und Spoken Word – eine Melange exclusive.
Ihr literarisches, performatives und musikalisches Set dreht sich um Hymnen an die Natur, um den Zufall als steuerbare Instanz, um Verwundbarkeit, den Nebel als Schwester des Dampfs und um Symbiose oder Tod, ein Diktum von Michel Serres. Alles ist in Bewegung, diskursive Überlagerungen in der Sprache sind aufgehoben in dampfender Musik. Elemente tauchen auf. Einmal, mehrmals. Verschwinden wieder. Spoken word trifft offensive, öffnende Soundwelten.
Mit freundlicher Unterstützung der Pro Helvetia, Schweizer Kulturstiftung!
Viktor Ullmann / R. M. Rilke "Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke"
Melodram für Sprecher und Klavier
Viktor Ullmann wird am 01. Januar 1898 in Teschen (Österreich-Ungarn) in eine assimilierte jüdische Familie geboren. Der Vater kämpfte im 1. Weltkrieg als Oberst und wurde für seine Verdienste in den Adelstand erhoben. Der hochbegabte Viktor gehörte zu dem Schülerkreis um Arnold Schönberg, nach einem Kriegseinsatz 1918 wurde er in Schönbergs Kompositionsseminar aufgenommen. Nach leitenden Positionen am Deutschen Theater Prag und dem Schauspielhaus Zürich, konzentrierte Ullmann sich auf die Weiterentwicklung der von Schönberg empfangenen Anregungen, die Entwicklung einer neuartigen Harmonik zwischen Tonalität und Atonalität; Ullmann sprach von Polytonalität, die zu seinem neuen, unverwechselbaren persönlichen Stil führt.
1942 wird Ullmann ins KZ Theresienstadt deportiert. Immer noch an das Positive im Menschen glaubend, sorgte er für ein reiches Musikleben im Lager und schuf einen beträchtlichen Teil seiner Werke.
„Zu betonen ist nur, dass wir keineswegs bloß klagend an Babylons Flüssen saßen, und dass unser Kulturwille unserem Lebenswillen adäquat war.“ (Viktor Ullmann)
Am 16. Oktober wurde Ullmann nach Ausschwitz Birkenau deportiert und kurz nach seiner Ankunft durch Vergasung ermordet.
Die Weise von Liebe und Tod des Cornet Rilke
Cornet Rilke ist das letzte in Theresienstadt entstandene Werk Ullmanns. Die lyrisch impressionistische Prosa Rainer Maria Rilkes vermittelt Gefühle von Jugend und Lebenshunger, Liebe und Tod. Das zeitlos universelle Schicksal des jungen Soldaten schwankt zwischen Glorifizierung des Heldentodes und der Sinnlosigkeit jungen Sterbens. Die Geschichte von Verlust und Traurigkeit aus dem 17. Jahrhundert ist auch in unsere Zeit, am Beginn des 21. Jahrhunderts von erschütternder Aktualität.
„Helmut Mooshammer trug die Texte mitfühlend und reich an zurückhaltend gesetzten Ausdruckswerten vor. Das war bannend und eindrucksvoll … All das interpretierte Senka Brankovic mit insistierender Klarheit, Kraft und kantabler Schönheit - auch im Schmerz“ (Fränkische Landeszeitung)
Bewertungen & Berichte Helmut Mooshammer & Senka Brankovic
Schauspiel
Feurige Jugend | Jeunesse Ardente
Nach Marieluise Fleißers „Pioniere in Ingolstadt“
deutsch-französische Koproduktion der Schauspielschule Kassel mit dem Théâtre TACA Périgueux et Cie Europe en Scène Paris
Ingolstadt?
Eine Kleinstadt in Bayern.
Dem Anschein nach ruhig und friedlich.
In diesem idyllischen Rahmen schildert uns Marieluise Fleißer junge Frauen und Männer, die zwischen der Sehnsucht nach Vergnügungen, Liebe und dem Wunsch dazuzugehören, hin- und hergerissen sind. Sie probieren so manches aus und kränken einander unter dem Druck der Gesellschaft. In dem Stück „Pioniere in Ingolstadt“, das den roten Faden zu „Feurige Jugend | Jeunesse Ardente“ vorgibt, bringt der Einzug einer Militärgarnison das monotone Leben der jungen Mädchen völlig durcheinander. Zwischen ihnen und den Pionieren bahnen sich rasch verwirrende und verstörende Liebesbeziehungen an.
Das Bühnenwerk vermischt sich mit der Realität, und die persönlichen Erfahrungen der Autorin fließen in die Fiktion ein. Marieluise Fleißer entblößt mit grausamer Ironie die chauvinistische, kleinkrämerhafte, profitgierige und prüde Atmosphäre in ihrer Geburtsstadt. Dabei wird auch das Verhältnis der jungen Menschen zu ihrem Körper sichtbar, die häufig von Ignoranz und Schuldgefühlen geplagt werden. Solche Situationen wiederholen sich in Zeit und Raum in Variationen: die 30er Jahre, dann die 60er mit „Erinnerung eines Mädchens“ von Annie Ernaux, schließlich die 90er mit Virginie Despentes’ „King Kong Theorie“. Die jungen Leute in diesen Werken sind nicht in ihrem Körper zu Hause: sie nehmen ihn unter die Lupe, beurteilen ihn und modeln ihn um; „Bumsen“ wird eine Performance, ein Machtmittel oder Gegenstand von Scham und Schande.
zweisprachig mit deutschen Übertiteln
Termin
Fr 18.10.2024, 19:30
Ort
TiF - Theater im Fridericianum
Karl-Bernhardi-Straße
D-34117 Kassel
Szenische Lesung mit Sabine Wackernagel und Valentin Jeker
Ein altes Paar, Winnie und Willie vegetiert seinem Ende entgegen. Winnie steckt in einem Erdhügel fest und schafft es dennoch in endlosen Tiraden sich ihrer Lebendigkeit zu versichern, ja sogar zu behaupten, jeder Tag könne ein glücklicher Tag werden. Es sind die Worte, die ihr helfen, die Stunden zu überstehen, und es sind die Dinge,die Alltagsgegenstände, die existieren und ihrem Leben Struktur geben. Nicht zuletzt ist es Willie, den sie nicht mehr sehen, aber doch hören kann, der Erinnerungen und immer wieder Hoffnung aufglimmen lässt.
Termin
So 27.10.2024, 18:00
Ort
TiF - Theater im Fridericianum
Karl-Bernhardi-Straße
D-34117 Kassel
Bewertungen & Berichte GLÜCKLICHE TAGE von Samuel Beckett
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Schauspielhaus
Staatstheater Kassel
Das Staatstheater Kassel – Ein Theater mit Tradition
Das Staatstheater Kassel versteht sich mit seinen rund 500 festen Mitarbeitern als ein moderner Theaterbetrieb, der sich gleichermaßen der Tradition wie der Moderne verpflichtet fühlt. 30 Neuinszenierungen in den Sparten Musiktheater, Schauspiel, Tanztheater, Kinder- und Jugendtheater, dazu die Sinfonie-, Sonntags-, Kammer-, Familien-, Schüler- und Sonderkonzerte bilden Jahr für Jahr das große Angebot. Darüber hinaus sorgt ein umfangreiches theater- und konzertpädagogisches Programm für die Vermittlung an Kinder und Jugendliche.