Das Staatstheater Kassel – Ein Theater mit Tradition
Das Staatstheater Kassel versteht sich mit seinen rund 500 festen Mitarbeitern als ein moderner Theaterbetrieb, der sich gleichermaßen der Tradition wie der Moderne verpflichtet fühlt. 30 Neuinszenierungen in den Sparten Musiktheater, Schauspiel, Tanztheater, Kinder- und Jugendtheater, dazu die Sinfonie-, Sonntags-, Kammer-, Familien-, Schüler- und Sonderkonzerte bilden Jahr für Jahr das große Angebot. Darüber hinaus sorgt ein umfangreiches theater- und konzertpädagogisches Programm für die Vermittlung an Kinder und Jugendliche.
Oper in drei Akten von Leoš Janáček
nach dem Drama „Das Gewitter“ von Alexander Ostrowski
Premiere: 21.9.2024
Von klaustrophobischer Enge und der versuchten Emanzipation aus strengen Sittengesetzen erzählt Janáčeks Oper Katja Kabanova mit der gleichnamigen Titelheldin. Ein kleines Städtchen an der Wolga, eine immer verschlossene Gartentür und geheime nächtliche Treffen – die vermeintliche Idylle entpuppt sich schnell als Umgebung, in der die freiheitsliebende Katja lebensunfähig wird. Katja, die in einer unglücklichen Ehe und den Moralvorstellungen des ausgehenden 19. Jahrhunderts gefangen ist, lebt zusammen mit ihrem willensschwachen Ehemann Tichon und ihrer despotischen Schwiegermutter Kabanicha unter einem Dach. Als Tichon von der Kabanicha auf Reisen geschickt wird, findet sich Katja alleingelassen zurück. Nur der Pflegetochter Varvara vertraut sie ihren Drang nach Freiheit und ihre heimliche Verliebtheit in den Kaufmannssohn Boris an. Im Angesicht ihrer traditionellen Sozialisierung wird Katja von Schuldgefühlen überschwemmt und steht hiermit als überzeitliches Opfer des patriarchalen Korsetts für all jene Frauen, die im Versuch ihrer Emanzipation an starre Grenzen stoßen.
Diese klaustrophobische Enge wird von Janáček musikalisch meisterhaft ausgedeutet, bis sie sich schlussendlich in einem Klanggewitter als Spiegel von Katjas Seelenzustand Bahn bricht. So kondensiert Janáček die Dramenvorlage Das Gewitter von Alexander Ostrowski auf ein hochtragisches, beklemmendes Porträt einer jungen Frau, deren versuchter Ausbruch aus den Konventionen zum Selbstmord in den Fluten der Wolga führt.
Christiane Pohle, die schon bei Operation Abendsonne am Staatstheater Kassel Regie führte, und GMD Francesco Angelico loten Janáčeks besondere Sprachmelodie und Gefühlstiefe als Inszenierung im klassischen Bühnenraum gemeinsam aus, bevor in der zweiten Spielzeithälfte die Raumbühne wieder aufgebaut wird.
Regie: Christiane Pohle
Bühne: Anton von Bredow
Mitarbeit Kostüme: Ama Tomberli
Kostüme: Regine Standfuss
Licht: Jürgen Kolb
Dramaturgie: Teresa Martin
Termine
Do 3.10.2024, 19:30
Sa 5.10.2024, 19:30
Mi 9.10.2024, 19:30und weitere Termine
So 13.10.2024, 18:00
Fr 18.10.2024, 19:30
So 20.10.2024, 16:00
I am what I am! schleudert die schillernde Drag-Queen Zaza in das Scheinwerferlicht und manifestiert damit nicht nur ihre eigene Identität: Seit das Musical La Cage aux Folles in den frühen Achtzigern die Bühnen eroberte, wurde das Solo der großen Travestie-Diva weltweit zur selbstermächtigenden Hymne für die queere Bewegung.
Das Erfolgsmusical von Jerry Herman und Harvey Fierstein schlug große Wellen und hat bis heute kaum an Aktualität eingebüßt: Georges ist der Betreiber des frivolen Travestieclubs La Cage aux Folles (dt. Ein Käfig voller Narren ), in dem sein Lebensgefährte Albin als Zaza täglich den Star des Abends gibt. Jean-Michel, der gemeinsame Sohn des Künstlerpaares, verliebt sich allerdings ausgerechnet in die Tochter eines erzkonservativen Politikers, der die lokale Dragszene zur Zielscheibe erklärt hat. Beim schwiegerelterlichen Kennenlerndinner steht auf der Kippe, wie sehr die eigene Identität für das Familienglück in den Hintergrund geraten muss.
Der südafrikanische Regisseur Matthew Wild verwandelt das Kasseler Staatstheater in den verruchten südfranzösischen Nachtclub, in dem mit tänzerischer Leichtigkeit die Käfigstäbe der sozialen Normalität gesprengt werden. Das bunte Ensemble der „Cagelles” zeigt sich in seinen Einlagen dabei als Sammlung skurriler Persönlichkeiten, ähnlich grotesk poltern aber auch die bürgerlichen Spießer daher. Alles gut gelaunt verpackt im klassischen Broadway-Sound zwischen glitzernder Show und größten Emotionen: „Bonsoir, Bonsoir, Messier-dame! Nur noch Champagner von jetzt an bis zum Finale!”
Musik und Gesangstexte von Jerry Herman
Buch von Harvey Fierstein
Nach dem Stück „Ein Käfig voller Narren“ von Jean Poiret
Deutsch von Martin G. Berger
Musikalische Leitung: Peter Schedding
Regie: Matthew Wild
Choreografie: Louisa Talbot
Bühne: Sebastian Hannak
Kostüme: Connor Murphy
Licht: Christian Franzen
Dramaturgie: Felix Linsmeier
Termine
Sa 12.10.2024, 19:30 | Premiere
Di 15.10.2024, 19:30
Sa 26.10.2024, 19:30
Tanz-Uraufführung von Antonio Ruz mit Kompositionen von W.A. Mozart und Heinrich Schütz
Uraufführung: 2.11.2024
Das Requiem ist Mozarts geheimnisvollstes Werk, von einem ominösen grauen Boten in Auftrag gegeben – der sich allerdings später als Diener des Grafen Franz von Walsegg herausstellt, der ein seltsames Hobby pflegte und bei bekannten Komponisten Werke in Auftrag gab, um jene später als Eigene aufzuführen. Mozart spürt bei der Komposition, dass er seine eigene Totenmesse komponiert und stirbt über der Arbeit am unvollendeten Werk – noch auf dem Totenbett gibt er Anweisungen, wie das Werk zu vollenden sei.
Mozarts Requiem beschwört mit großer Ausdruckskraft die emotionalen Augenblicke und Abgründe des menschlichen Seins im Angesicht des Todes herauf – es beschreibt einen Schauplatz von Grenzzuständen, Warteraum und Durchgangsort zu einer anderen Welt. Dieser Ort mag kein Sehnsuchtsort sein, dennoch stellt Mozart hier musikalisch Fragen an das Leben, an die Humanität, an die Zärtlichkeit und Fragilität von Liebe und Beziehungen und an die Zerbrechlichkeit von Gesellschaften. Seine Musik offenbart sich als Apell zum Leben. Darauf geht der Choreograf Antonio Ruz ein und ermutigt in seiner Choreografie dazu, sich auf den Tod bereits im Leben einzulassen, ihm ins Auge zu schauen, um das Leben annehmen zu können. Antonio Ruz hat im letzten Jahr selbst den Verlust eines geliebten Menschen erfahren und beschreibt in seiner Choreografie die unendlich vielen Emotionen, die mit dem Tod eines Menschen verbunden sein können: Gesten, Blicke, Umarmungen, sowie die Gefühle von Angst und Empathie, Einsamkeit und Ablehnung, Leere, Wut und Schmerz. Wie kann man dies alles in Choreografie, in Bewegung umsetzen?
„Wir müssen dem Tod ins Auge sehen, um das Leben anzunehmen. Der Tanz ist dabei ein kraftvolles Kommunikationsmittel, das kulturelle, ethnische, religiöse und politische Barrieren überwindet und eine spirituelle Dimension eröffnet.“
Antonio Ruz
TANZ_KASSEL in Kooperation
mit dem Musiktheater, Opernchor und Staatsorchester Kassel
Musikalische Leitung: N. N.N.
Choreografie: Antonio Ruz
Bühne & Kostüm: Markus Meyer
Mitarbeit Kostüm: N. N.N.
Sounddesign (bis Premiere): Randomhype
Licht: Jürgen Kolb
Dramaturgie: Thorsten Teubl, Lars Gunnar Anderstam
Chor: Marco Zeiser Celesti
Termine
Fr 25.10.2024, 19:00 | Voraufführung
Sa 2.11.2024, 19:30 | Uraufführung
Bewertungen & Berichte Mozart_Requiem - Selig sind die Toten
Tanz
Winterwende | Winter Solstice
Barocke Visionen für das Ende der Zeit
Tanz-Uraufführungen von Kristel van Issum (Niederlande) und Anat Oz (Israel)
Mit Live-Musik von Vilsmayr, Biber und Couperin
Das Zeitalter des Barocks ist eine zerrüttete Welt, hat doch der Dreißigjährige Krieg in Europa eine gespenstische Leere, nach Egon Friedell „zerbrochene Menschen, beraubte Erde, tote Heimstätten und eine entgötterte Welt“ hinterlassen. Eigenwillige kunsthistorische und weltpolitische Erscheinungen, großes Welttheater, in dem die Grenzen zwischen Wahrheit und Täuschung verwischen, territoriale Streitfragen und die allgegenwärtige Angst vor der Pest als dem „Schwarzen Tod“ prägen ein Zeitalter, das von unserer Gegenwart nicht weit entfernt steht. Heute sieht sich Europa mit den Herausforderungen anstehender Transformationsprozesse konfrontiert, mit Migrationsströmen, mit der Bewältigung der Folgen eines mächtig gewordenen Virus und mit einem erneuten Krieg auf europäischem Boden. Wie wäre es damit, unsere Gesellschaft einfach wieder auf NULL zu setzen – UND JETZT WIEDER ALLES VON VORNE?
Die Winterwende bezieht sich auf den kürzesten Tag des Jahres, auf die längste Nacht, aber eben auch auf die Erneuerung. Der Blick zurück führt in die Zukunft und fordert auch dazu auf, das Leben zu feiern.
„Ich reise choreografisch in eine Welt aus Licht und Schatten, wo die Schönheit im Hässlichen aufleuchtet. Das Licht der Aufklärung, das hinab strahlt hinunter in die tiefsten Abgründe des menschlichen Seins – ein ewiger Kampf zwischen Hell und Dunkel: Chiaroscuro.“
Kristel van Issum
Ausgehend von den Grundbedingungen der menschlichen Existenz, der Conditio Humana, beschäftigt sich Kristel van Issum in Winterwende mit dem Menschlichen, mit dem Allzu-menschlichen und fängt dabei Momentaufnahmen und den flüchtigen, zerbrechlichen Augenblick ein. Ähnlich wie der berühmte Maler des Frühbarocks Caravaggio taucht sie hinein in eine zerrissene Welt aus Zynismus, Rohheit und absoluter Schönheit.
Flare | נוּר, zwei Uraufführungen von Anat Oz, werden die Choreografie Winterwende von Kristel van Issum flankieren.
Choreografie und Inszenierung Winterwende: Kristel van Issum
Choreografie und Inszenierung Flare: Anat Oz
Bühne und Kostüme: Gabriela Neubauer
Licht: Oskar Bosman
Dramaturgie: Thorsten Teubl
Choreografische Assistenz & Vermittlung: Keiko Okawa
Sopran: Ralitsa Ralinova
Cembalo: Giulia Glennon, Viktor Jugovic
Barockvioline: Martin Jopp
Gambe: Laura Frey
Seien Sie mutig und stehen Sie auf vom Sofa! TANZ_Mit! ist das Tanztraining für alle Tanzbegeisterten, die erste Schritte in angeleiteten Improvisationen und die Bewegungsvielfalt des Zeitgenössischen Tanzes kennenlernen möchten. Vorkenntnisse sind nicht notwendig, nur bequeme Kleidung und etwas zu trinken. Treffpunkt 15 Minuten vor Beginn am Bühneneingang (Du-Ry-Straße 1).
Begrenzte Teilnehmer:innenanzahl mit vorherigem Kartenkauf für 3,- Euro an der Theaterkasse.
Lilli Jahn (geboren 1900 in Köln – ermordet 1944 in Auschwitz):
„Wir bleiben unlöslich miteinander verbunden.“
Gastspiel
Lesung: Olga Lange
Musik: Anna Palupski – Sopran und Begleitung
Die jüdische Ärztin Lilli Jahn aus Immenhausen wurde in Kassel denunziert und im Arbeitserziehungslager Breitenau interniert, von dort wurde sie nach Auschwitz deportiert und ermordet. Mit der Publikation des Briefwechsels zwischen ihr und ihren fünf Kindern, denen sie und die ihr entrissen wurden, hat Martin Doerry das Buch „Mein verwundetes Herz“ geschaffen, auf dem diese Lesung basiert. Die damit korrespondierende Musik wird von Anna Palupski und Begleitung vorgetragen. Die Ausstellung mit Bildern und Zitaten und die Fotoprojektion dokumentiert die intensive künstlerische Begegnung der Fotogruppe um Ulrike Zeiger mit den Briefen und mit den Lebensstationen von Lilli Jahn.
Sa. 19. Okt., 18:00 Uhr Einführung & Ausstellungsrundgang, 19:30 Uhr musikalische Lesung -> Opernfoyer, im Anschluss Gelegenheit zum Austausch
Lilli Jahn (geboren 1900 in Köln – ermordet 1944 in Auschwitz):
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Bewertungen & Berichte Lilli Jahn (geboren 1900 in Köln – ermordet 1944 in Auschwitz):
„Wir bleiben unlöslich miteinander verbunden.“
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Opernhaus
Staatstheater Kassel
Das Staatstheater Kassel – Ein Theater mit Tradition
Das Staatstheater Kassel versteht sich mit seinen rund 500 festen Mitarbeitern als ein moderner Theaterbetrieb, der sich gleichermaßen der Tradition wie der Moderne verpflichtet fühlt. 30 Neuinszenierungen in den Sparten Musiktheater, Schauspiel, Tanztheater, Kinder- und Jugendtheater, dazu die Sinfonie-, Sonntags-, Kammer-, Familien-, Schüler- und Sonderkonzerte bilden Jahr für Jahr das große Angebot. Darüber hinaus sorgt ein umfangreiches theater- und konzertpädagogisches Programm für die Vermittlung an Kinder und Jugendliche.