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Aufführungen / Theater BAC Theater Bad Arolsen Bad Arolsen, Amselweg 50
Aufführungen / Theater tic: Theater im Centrum Kassel, Akazienweg 24
Aufführungen | Schauspiel

Ein Mann der Kunst

Schauspielhaus

Er kann schon nerven, dieser Großkünstler KD Pratz, wie er da von den Zinnen seiner Burg hoch über dem Rhein auf die Gegenwart hinabschaut und keinen Zweifel aufkommen lässt: Alles, aber auch wirklich alles hat sich in den letzten Jahrzehnten, seit er mit seinen Bildern die Museen der Welt eroberte, zum Schlechteren entwickelt. Die Kunst der Gegenwart – „genauso kaputt wie die Gesellschaft“. Der emsige Betrieb um sie herum – Laienauftriebe zwischen Häppchen, Prosecco und hohlem Geschwurbel, „Kasperltheater für privilegierte Langweiler“. Die Welt – ein Irrenhaus, in dem Solidarität und Vernunft, Maß und Berechenbarkeit schon lange nicht mehr zählen: „Früher war man sozial. Heute ist man social media!“ In Ein Mann der Kunst konfrontiert der isländisch-deutsche Schriftsteller Kristof Magnusson einen einsamen, weltberühmten Groß-Ego-Künstler mit den Mitgliedern eines Kunstfördervereins. Letztere wollen den Neubau ihres Museums komplett dem Werk des alternden Malers widmen. Doch damit beide Seiten zusammenkommen können, müssen nicht nur schwierige Modalitäten, sondern auch so ziemlich alle derzeit strittigen gesellschaftlichen Fragen ausverhandelt werden. Klingt kompliziert – ist aber vor allem saukomisch. Nicht nur sein Humor, sondern vor allem das handwerkliche Feingefühl der Schauspielführung und die klare Fokussierung auf Figuren zeichnen Regisseur Dariusch Yazdkhasti aus. Geboren in Krefeld und aufgewachsen im Iran, studierte er Kunstgeschichte (!) und Philosophie in Köln sowie Regie in Hamburg. Seither entstanden zahlreiche Inszenierungen u. a. am Thalia Theater Hamburg, am Staatstheater Mainz und am Staatstheater Braunschweig. Seine Regiearbeit Konstellationen erhielt 2017 den Preis für die beste Inszenierung und den Publikumspreis beim NRW-Theatertreffen. „‚Ein Mann der Kunst‘ ist eine kurzweilige und bitterböse Satire auf den Kunstbetrieb, eitle Künstler und das Bildungsbürgertum, das sich gerne im Glanz der feinen Künste suhlt und sonnt. Absurd, humorvoll und entlarvend.“ WDR 5 Regie: Dariusch Yazdkhasti Bühne und Kostüme: Sibylle Pfeiffer Video: Konrad Kästner Dramaturgie: Patricia Nickel-Dönicke
Aufführungen | Schauspiel

Super High Resolution

Schauspielhaus

Anna hat eine echt schlechte Woche. Als Ärztin steht sie tagtäglich vor einer Arbeit, die nicht zu schaffen ist, obwohl sie die eigentlich mag, obwohl sie mit ihrer Arbeit helfen kann, zumindest meistens. Auch privat ist sie von Menschen umgeben, die (zum größten Teil) nur ihr Bestes wollen und trotzdem scheint sie den Faden zu verlieren und nicht so richtig zu wissen, wer sie denn neben der Arbeit noch ist, was sie noch will und, ob die Arbeit es wert ist, sich so in ihr zu verlieren. Sie fragt sich, was sie tun sollte, wenn sie frei hätte oder ob sie wirklich mit dem Typen, den sie in der Notaufnahme kennengelernt hat – und der immerhin schon volljährig ist – ins Bett gehen kann. Jede Entscheidung ist ein moralisches Aushandeln eigener und fremder Ansprüche. Super High Resolution ist eine moderne Krise, aber zum Glück eine sehr lustige. In einer Zeit, in der vielleicht gerade deshalb die Zweifel aufkommen, weil doch alles gut sein müsste, weil wir es doch in der Hand haben müssten, berufliche und private Verwirklichung gleichzeitig zu realisieren. Es geht um die Situationen ohne großen Knall, die Anna in ihrer Summe dann aber doch ins Wanken bringen, um das Zweifeln am eigenen Lebensentwurf und am Ende aber auch um den Humor, mit dem man all das mit etwas Abstand betrachten kann. „Man, siehst du scheiße aus“, sagt Becca, Annas Schwester, zu ihr, als sie schon wieder ein paar Nachtschichten hinter sich hat. Und ja, vielleicht sollte sie einfach kündigen. Nathan Ellis ist ein britischer Autor, der in London und Berlin lebt. Im Jahr 2020 wurde sein Stück Super High Resolution in die engere Auswahl für den Verity Bargate Award des Soho Theater London aufgenommen. Außerdem schreibt er für Film und Fernsehen. Die Regisseurin Manon Pfrunder hat zuletzt am Schauspielhaus Zürich und am Stadttheater Bremerhaven inszeniert. Kreative Zielsetzung ihrer Arbeit ist es, unterschiedlichsten Menschen innovations- aber auch identifikationsstiftendes Theater zu bieten. Regie: Manon Pfrunder Bühne und Kostüme: Justus Saretz Musik: Martin Hofstetter Dramaturgie: Laura Kohlmaier
Aufführungen | Schauspiel

Die Verwandlung

Schauspielhaus

Kafka soll, wenn er seine rätselhafte Erzählung im Freundeskreis vorgelesen hat, von Lachkrämpfen geschüttelt worden sein und das, obwohl die Metamorphose des Stoffhändlers Gregor Samsa ein einzigartiger Horrortrip ist. Als Gregor „eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheuren Ungeziefer verwandelt“. Als ekelerregendes, schäbiges und kriechendes Insekt mit Fühlern, Panzer und Flügeln verkümmert Gregor isoliert in seinem Zimmer, nicht nur körperlich sondern auch seelisch. Seine Familie kann seine mysteriöse Wandlung nicht begreifen und ihre Überforderung schlägt von Lieblosigkeit in Bösartigkeit um. Und das, obwohl Gregor nach dem Bankrott des Vaters alle mit seinem Gehalt über Wasser hält. Er arbeitet in einem Job, der ihn quält und einengt. Nun kann er sich aus allen Verpflichtungen ausklinken, aber frei ist er nicht. Alle ekeln sich vor ihm und er wird für sein soziales Umfeld zu einer schrecklichen Last. Samsas Isolation und seine körperliche wie seelische Verkümmerung und seine zunehmende Ausgezehrtheit sowie die mangelnde Empathie, die ihm widerfährt, ist 2021 erschütternd realistischer Horror. Den belgischen Regisseur, Autor und Schauspieler Stef Lernous, dessen Arbeit durch Einflüsse der Schauerliteratur und des Horrorgenres geprägt ist, fasziniert die Welt hinter der Welt, die instabile Wirklichkeit und der schwarze Humor Kafkas. Und fragt: Ist nicht jeder Monster und Opfer zugleich? Stef Lernous ist künstlerischer Leiter des belgischen Theaterensembles Abattoir Fermé und arbeitet seit 2016 in Deutschland am Berliner Ensemble, am Theater Freiburg und nun am Staatstheater Kassel. Er erhielt den Flämischen Kulturpreis und wurde für den Europäischen Theaterpreis nominiert. Regie: Stef Lernous Bühne und Lichtdesign: Sven van Kuijk Kostüme: Stef Lernous Dramaturgie: Katja Prussas In Kooperation mit Abattoir Fermé (Belgien)
Aufführungen | Schauspiel

Etwas besseres als den Tod finden wir überall

Schauspielhaus

„Wer singt, der ist nicht tot.“ Das sagt sich auch Esel Grau, dem die Welt ausgestorben und leer erscheint. Doch er will sich nicht unterkriegen lassen und erhebt seine Stimme. Hund Schlau stimmt ein, denn den Wohl- und Stillstand seiner Herren zu bewachen ist ihm nicht weiter möglich, seit sich sein Leben überraschend ins Transzendente geöffnet hat. Knapp der Suppenschlachtung entflogen, setzt sich Huhn Kommun gegen Massentierhaltung und für eine Solidarität der Arten ein. An der Küste ziehen die diskussionsfreudigen Tiere eine von Schuldgefühlen geplagte schwangere Katze aus dem Meer. Sie fragt ihre Retter erstaunt: Warum singt ihr, wenn ihr doch die Zustände ändern wollt? Die Ausgebeuteten schließen sich zusammen, wagen den Aufstand und entsagen ganz nebenbei der Kunst. Denn wir finden uns im Theater wieder: Müller und Müllerin reflektieren als Publikum die dargebotenen Szenen und relativieren ihre Rolle in dem tragischen Geschehen. Hinter der Bühne und unter den Masken blitzen menschliche Erfahrungen von Überforderung und Ratlosigkeit auf. Als ausgelassene Umsturzphantasie, in der Parabel vom Realismus befreit, feiert Dramatiker Martin Heckmanns den Übermut, die Widersprüche und die Auseinandersetzung in einer angstgeprägten und krisengebeutelten Zeit. Friederike Heller (Arbeiten u. a. bei den Salzburger Festspielen, Wiener Burgtheater, Schauspielhaus Hamburg, Residenztheater München, Staatsschauspiel Dresden und ab 2022 Professorin für Regie an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch) inszeniert das neue Stück des renommierten Dramatikers Martin Heckmanns, dessen Stücke in den letzten Jahren in Zürich, Wien, Dresden, Berlin, Stuttgart uraufgeführt wurden. Gemeinsam mit Bühnen- und Kostümbildnerin Sabine Kohlstedt und Musikerin Masha Qrella, die eigens für dieses Singspiel neue Musik komponieren und live spielen wird, begibt sich Heller mit Humor und Abgründigkeit auf eine ereignishafte Reise. Regie: Friederike Heller Bühne und Kostüme: Sabine Kohlstedt Komposition und Live-Musik: Masha Qrella Licht: Brigitta Hüttmann Dramaturgie: Katja Prussas
Aufführungen | Schauspiel

Die Friedensstifterin

Schauspielhaus

Die Husumerin Ali ist gemeinsam mit ihrem Streicherensemble auf Einladung eines Kulturinstituts auf Gastspielreise im Gazastreifen, am nächsten Tag soll ihr großes Konzert sein. Ali ist überzeugt, dass Kunst und Kultur Menschen zusammenbringen und Konflikte befrieden können. Doch als der israelisch-palästinensische Konflikt plötzlich hautnah erlebbar wird und Luftangriffe auf Gaza geflogen werden, flieht das Ensemble Hals über Kopf nach Deutschland – und lässt Ali zurück. Statt zu verzweifeln, versucht es Ali auf eigene Faust: Sie will spielen, für den Frieden, für die Menschen. Dafür unternimmt sie alles: Sie trifft auf einen jungen palästinensischen Mann, den Assistenten eines palästinensischen Kulturinstituts mit Hang zum Philosophen Johann Gottlieb Fichte, einen jungen israelischen Soldaten, eine Krankenschwester, die ihre eigene Schwester im Krieg verloren hat, einen israelischen Ehrenpräsidenten. Und schließlich gerät sie dabei zwischen die Fronten: Was ist falsch, was richtig in diesem Konflikt, der in jede Biografie eingeschrieben ist und in dem alle glauben, das Recht auf ihrer Seite zu haben? Und so ist Ali plötzlich mittendrin im Nahostkonflikt, bei dem sie doch vorab so sicher war, dass er durch ihr Cellospiel befriedet werden könnte. Avishai Milstein, israelischer Autor, Regisseur und Künstlerischer Leiter des Beit-Lessin-Theaters in Tel Aviv, stellt in Die Friedensstifterin die Frage, welche Kraft Kunst und Kultur haben können: Was passiert, wenn ein zentraleuropäisches Verständnis davon auf die Realität vor Ort trifft? Wie positionieren wir uns angesichts historischer, biografischer und politischer Konfliktlinien? Josua Rösing studierte Regie am Max-Reinhardt-Seminar in Wien und war anschließend Regieassistent am Deutschen Theater Berlin. Er inszeniert u. a. am Theater Kiel, Theater Regensburg, dem Staatsschauspiel Dresden sowie in Moskau und St. Petersburg. Regie: Josua Rösing Bühne: Michael Lindner Kostüme: Michael Lindner Musik: Thies Mynther Dramaturgie: Dirk Baumann In Kooperation mit dem Generalkonsulat des Staates Israel und dem Beit Lessin Theater Tel Aviv
Aufführungen | Schauspiel

Die Physiker

Schauspielhaus

„It’s the end of the world as we know it.“ Bevor die Welt verrückt wird, lieber selbst verrückt werden und sich gleich in ein Nervensanatorium einweisen lassen? Vor allem, wenn man als bedeutender Wissenschaftler bahnbrechende Forschungsergebnisse vorzuweisen hätte, die aber, wenn sie in falsche Hände geraten würden, das Ende der Welt bedeuten könnten. Mit nichts weniger als der möglichen Katastrophe spielt der Schweizer Dramatiker und Meister der Groteske Friedrich Dürrenmatt in seinem Zweiakter Die Physiker aus dem Jahre 1962, der in Zeiten des Kalten Krieges zum Publikumserfolg wurde und heute wieder voll aktueller Brisanz steckt. Der Kernphysiker Möbius spielt den unzurechnungsfähigen Kranken und lässt sich freiwillig einweisen, um seine Forschung zu retten. Doch wer rechnet schon dort mit dem Geheimdienst, der Tür an Tür auf den Moment wartet, um zuzuschlagen? Möbius trifft im Sanatorium gleich zwei Mitpatienten, seine Wissenschaftskollegen Einstein und Newton. Patienten, Forscher oder Agenten? Echt oder unecht? Das Verwirrspiel beginnt. Denn im Irrenhaus des Fräulein Doktor Mathilde von Zahnd kann nur bleiben, wer auf überzeugende Art und Weise verrückt ist. Zwischen unbändiger Komik und blankem Grauen debattieren sich Möbius, Einstein, Newton, medizinisches Personal und Polizei in eine wahrhaft verzwickte Lage … Man schreckt vor nichts zurück und ist auch bereit, über Leichen zu gehen … Stef Lernous ist Regisseur, Schauspieler und Autor. Er gründete 1999 das belgische Theaterensemble Abattoir Fermé und produzierte seitdem mehr als 70 Produktionen. Er unterrichtet an der Schauspielabteilung des Royal Institute for Theatre, Cinema & Sound in Brüssel und schreibt für verschiedene Theatermagazine. 2020 erschien darüber hinaus sein Film Hotel Poseidon, der auf Festivals in Kanada, USA, UK, Puerto Rico, Italien zu sehen war. In Deutschland arbeitet er u. a. am Theater Freiburg und am Berliner Ensemble. In Kassel ist von ihm Die Verwandlung zu sehen. Regie: Stef Lernous Bühne: Sven van Kuijk Kostüme: Stef Lernous Dramaturgie: Patricia Nickel-Dönicke In Kooperation mit Abattoir Fermé / Belgien
Aufführungen | Oper

Die Zauberflöte

Opernhaus

Mozarts Zauberflöte ist nicht nur die beliebteste Oper überhaupt, sie steht auch geradezu sinnbildlich für die Gattung ‚Oper‘. Die Zauberflöte begeistert Opernliebhaber:innen jeden Alters – und kein Wunder ist es deshalb, dass die Lesarten dieses Werks so vielfältig sind wie die Regiehandschriften der Gegenwart. Die neue Kasseler Zauberflöte fügt werktreuen oder aktualisierenden Deutungen keine weitere hinzu, sondern öffnet die Frage der Deutung für eine demokratische Abstimmung. Denn in den „heilgen Hallen“ des Staatstheaters kommt die Weisheit nicht wie im Tempel Sarastros von oben, sondern die Lesart des Werks selbst steht zur Verhandlung – und kann vom Publikum live, aber auch schon im Vorfeld der Inszenierung beeinflusst werden. Denn bei genauem Blick stellt das Werk selbst seine Gewissheiten ständig infrage. So tritt die berühmte Königin der Nacht zunächst als liebende Mutter auf, die den Helden Tamino entsendet, um ihre Tochter Pamina vor Sarastro zu retten. Als dieser Tamino dann aber für seine eigene Sache einnimmt, kommt der sternflammenden Königin die Rolle des Bösen zu, während der aufklärerische Fürst den armen Tamino durch eine Reihe von langatmigen und gefährlichen Prüfungen schickt. Ist Sarastro also wirklich der good guy, für den er sich ausgibt? Und kann es Zufall sein, dass gerade die selbstbewussten Frauen in der Zauberflöte, die Königin und ihre drei Damen, von einem Mann in Herrschaftsposition als das pure Böse bekämpft werden, wenn seine Priester verlauten lassen: „Ein Weib thut wenig, plaudert viel.“? Wie mit all diesen Fallstricken zu verfahren ist, entscheidet in Kassel das Publikum! In dieser Zauberflöte ist alles möglich! Florian Lutz, Intendant des Staatstheaters, und Barbara Frazier, Leiterin des JUST⁺, garantieren einen überraschenden, vergnüglichen, einmaligen und dabei sicherlich nie langweiligen Opernabend. Musikalische Leitung: Kiril Stankow Regie: Barbara Frazier, Florian Lutz Bühne und Kostüme: Mechthild Feuerstein Licht: Jürgen Kolb Dramaturgie: Teresa Martin Choreinstudierung: Marco Zeiser Celesti für alle ab 12 Jahren
Aufführungen | Schauspiel

Anthropos Antigone

Schauspielhaus

Antike for Future! Nachdem Anthropos, der Mensch, seine letzte Ruhestätte im Eumeniden-Hain zu Kolonos gefunden hat, hat der schaurige Kreon die Regentschaft über Theben übernommen. Mittels Geo-Engineering und der Entfesselung der Marktkräfte versucht er immer noch die gottgleiche Herrschaftsstellung der Menschen über den Planeten zu verteidigen. In der Tochter des Ödipus, Antigone, erwächst ihm eine Widersacherin, die für eine Politik des Planeten kämpft und dem absoluten Machtanspruch des ökonomischen Menschen gegenübersteht, der aufs Neue versucht, den Planeten zu einer kostenlos zur Verfügung stehenden Ressource zu machen. Im Konflikt zwischen Antigone und Kreon stehen sich zwei Prinzipien gegenüber. Für Antigone ist dabei eins klar: Solange der Anthropos nur seine eigenen Interessen im Blick hat und jene des Terrestrischen fortwährend verletzt, befindet er sich auf Kriegsfuß mit den Göttern. Ein Krieg, den er nur verlieren kann. Wird es Antigone gelingen eine neue, planetare Politik durchzusetzen und eine Zukunft auf diesem Planeten zu visionieren? Werden wir schließlich die übergeordneten Gesetze erkennen und zur Koexistenz fähig werden? Die Antwort auf diese Fragen steht im Zentrum des letzten politischen Kampfes. Alexander Eisenach ist Autor und Regisseur. Seine Stücke zeichnen sich durch Verschränkungen verschiedener Zeit- und Erzählebenen aus und zeigen so immer die Gleichzeitigkeit scheinbar voneinander getrennter Thematiken auf. Er arbeitet u. a. am Schauspiel Frankfurt, Schauspielhaus Graz, Deutschen Theater Berlin, Berliner Ensemble und zuletzt am Residenztheater München. Seine erste Arbeit in Kassel nimmt Bezug auf seine Inszenierung Anthropos, Tyrann (Ödipus) an der Volksbühne Berlin. Beide Stücke verstehen sich als Versuch, die attische Tragödie als theatrale Form für unsere Gegenwart wiederzubeleben. In Kooperation mit dem Theater des Anthropozäns/ Humboldt Universität Berlin, Scientists for Future Kassel und dem bundesweiten, interdisziplinären Ausstellungsprojekt Mining. Abbau der Zukunft gemeinsam mit 7 Museen & 4 Universitäten ab 04/2023 Regie: Alexander Eisenach Bühne: Daniel Wollenzin Kostüme: Lena Schmid Musik: Sven Michelson Video: Oliver Rossol Dramaturgie: Katja Prussas Licht: Oskar Bosman
Aufführungen | Oper

Der Freischütz

Opernhaus

Die Uraufführung des Freischütz fand 1821 zur Neueröffnung des Berliner Schauspielhauses von Schinkel statt und wurde frenetisch begrüßt als die erste deutsche Nationaloper. Seither ist das beliebte Werk von Regisseur:innen so intensiv und vielfältig kritisch befragt worden, wie sonst wohl nur Wagneropern. Denn das dramatische Problem des Librettos von Friedrich Kind, das immer wieder neu gelöst werden muss, sind die schematischen Gegensätze. Die braven und frommen Leut der Landgesellschaft stehen in absolutem Kontrast zu dem irrational Entfesselten der Wolfsschlucht und der Wilden Jagd. Die Männer sind ganze Kerle mit der Waffe in der Hand (oder sollen es dem Anspruch nach sein), die Frauen naive Weibchen mit Intuitionen, die sich nur nach der Ehe sehnen. Gut und Böse sind ebenso völlig klar definiert wie Ehre und Unehre. Und die gesamte soziale und politische Hierarchie eines Fürstenstaats unmittelbar nach dem Dreißigjährigen Krieg wird nie ernsthaft thematisiert. Der literarische Ursprung des Stoffes in einer Sammlung von Schauermärchen, die auch Mary Shelleys Frankenstein und den ersten Vampirroman der Weltliteratur von John Polidori inspiriert haben, sowie historische Parallelen zu den großen politischen und wirtschaftlichen Umbrüchen der Entstehungszeit der Oper, eröffnen aber vielfältige Möglichkeiten, um das naive Märchen von den Freikugeln in ein zeitgenössisches Drama über Angst, Traum und das Unheimliche zu verwandeln. Der international gefeierte Regisseur Ersan Mondtag kehrt für diese Produktion nach Kassel zurück, wo 2015 mit Tyrannis seine erste Arbeit entstand, die zum Berliner Theatertreffen eingeladen wurde. Musikalische Leitung: Mario Hartmuth Musikalische Assistenz und Nachdirigat: Peter Schedding Regie: Ersan Mondtag Bühne: Nina Peller Kostüme: Teresa Vergho Lichtdesign: Rainer Casper Licht: Jürgen Kolb Dramaturgie: Till Briegleb Chor: Marco Zeiser Celesti Spielleitung: Ariane Kareev
Aufführungen | Oper

La forza del destino

Opernhaus

Eine Oper, so aktuell und so beklemmend wie die gesellschaftspolitischen Realitäten der Gegenwart. Schon mit den ‚Schicksalsschlägen‘ in der Ouvertüre von La forza del destino – der Macht des Schicksals – lässt Giuseppe Verdi keinen Zweifel an der Drastik seines Stoffs und katapultiert sein Publikum mitten in die fatalen Geschehnisse eines Opernthrillers. Leonoras Vater stirbt gleich zu Beginn durch einen sich tragisch lösenden Schuss aus der Waffe Alvaros, des Liebhabers seiner Tochter. Doch das ist erst der Anfang dieses rasanten Plots. Noch im Sterben verflucht der Vater seine Tochter und das Liebespaar flieht, verliert und findet sich immer wieder in den grotesken Wirren des Krieges – stets verfolgt durch Leonoras Bruder Carlo. Bis das Schicksal seine unerbittliche Macht am Ende der vier Akte noch ein letztes Mal ausspielen wird, treiben zahlreiche Fügungen die Protagonist:innen durch ein Panorama enthemmter Gesellschaften in prekären Umständen. Dass mitten in diesem Gemälde des Chaos sowohl das Militär als auch die Kirche ihr Fett abkriegen, hält dieses auch musikalisch beeindruckende Meisterwerk bis heute taufrisch. Am Staatstheater Kassel wird die ‚verfluchte Oper‘ von einem Regisseur inszeniert, der in dieser Spielzeit, bestens mit großen, monumentalen Stoffen gewappnet, in die Probenarbeit geht: Valentin Schwarz inszeniert 2022 den Ring des Nibelungen bei den Bayreuther Festspielen und debütiert nun mit La forza del destino am Staatstheater Kassel. Die musikalische Leitung hat der Generalmusikdirektor inne: Francesco Angelico. Musikalische Leitung: Francesco Angelico Musikalische Assistenz und Nachdirigat: Mario Hartmuth Regie und Bühne: Valentin Schwarz Kostüme: Otto Krause Choreinstudierung: Marco Zeiser Celesti Chorassistenz: Martin Forciniti Musikalische Einstudierung: Viktor Jugovic, Paul Lugger, Serena Stella In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Aufführungen | Oper

Pique Dame

Opernhaus

Libretto von Modest Tschaikowsky nach der gleichnamigen Erzählung von Alexander Puschkin Ein Außenseiter mit Aufstiegsambitionen kommt in einen Familienverbund und verliebt sich in die Tochter des Hauses. Hermann lernt schnell und macht sich die Logiken und Glaubenssätze dieser Welt zu eigen – und so dringt er an Lisas Verlobungstag mit Jeletzki in ihre Privatsphäre ein, um ihr seine Liebe zu gestehen. Doch aller Erwartungen zum Trotz: Lisa liebt Herrmann auch – und einen Augenblick lang scheint das Glück der beiden zu gelingen. Doch das genügt dem Protagonisten nicht. Eine unstillbare Obsession wuchert in ihm, denn die alte Gräfin und das Geheimnis um ihren Erfolg im Glücksspiel machen ihn schier wahnsinnig, sodass er alles aufs Spiel setzt und schließlich ins Verderben stürzt. Auch mit dieser faszinierenden Erzählung um gesellschaftliche sowie psychologische Zwänge hat sich Alexander Puschkin zum Erneuerer der russischen Literatur gemacht. Dass die sozialen Ordnungen doch stärker sind als jeder noch so vehemente individuelle Versuch, das Glück zu forcieren, durchzieht auch Peter I. Tschaikowskys dreiaktige Oper von 1887, die – neben einer genauen Figurenpsychologie im Klangidiom der russischen Romantik – auch mit einem waschechten Showdown am Kartentisch aufwartet. Als klassisches ‚Chefstück‘ wird Pique Dame von Generalmusikdirektor Francesco Angelico musikalisch geleitet. Die junge Regisseurin Ariane Kareev hat sich in der Spielzeit 2021/22 bereits mit dem szenischen Liederabend Kriegsspiele dem Kasseler Publikum vorgestellt und verantwortet mit Pique Dame nun ihre erste Inszenierung auf der großen Opernbühne. Musikalische Leitung: Francesco Angelico Musikalische Assistenz und Nachdirigat: Kiril Stankow Regie: Ariane Kareev Bühne: Lina Oanh Nguyen Kostüme: Mechthild Feuerstein Dramaturgie: Kornelius Paede Video: Konrad Kästner Choreinstudierung: Marco Zeiser Celesti Chorassistenz: Martin Forciniti Circus Outside Eye: Josa Kölbel In russischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Aufführungen | Theater

Do your magic

MUSEUM FÜR SEPULKRALKULTUR

Ein Mensch lebt sein Leben. Schöne, traurige und mühsame Tage gehören dazu, wie auch die Perspektiven auf Zukünftiges, Liebe, Hoffnung. Im Stück Do your magic – Da muss doch was zu machen sein ist dieser Mensch ein Mann, ein älterer Schauspieler. Er bekommt eine Diagnose vom Arzt und ein tödlicher Schrecken befällt ihn. Es könnte plötzlich vorbei sein. Sehr schnell. Dabei wollte er eben noch eine große Rolle spielen. Im Moment des Schreckens ziehen sie alle an ihm vorbei: die Erfahrungen des Lebens, geliebte Personen und literarische Figuren, die ihn begleitet haben. Wie oft ist er im Spiel dem Tod begegnet? Hat er im Leben immer seinen Weg gefunden? Wie oft stand er am Abgrund, wer stand ihm zur Seite? Die Zaubersprüche seiner Kinderzeit Hokuspokus-Simsalabim klingen nach. Sie wecken in ihm einen Hauch von Hoffnung, nicht aufzugeben. Solange die Phantasie sich über die Angst erhebt, verlieren die Schatten ihre Kraft: Do your magic! Textinspirationen: Franz Kafka, Erich Fried, Max Frisch, Hermann Hesse, Alexander Kluge, Molière, Texte aus der Schreibwerkstatt und Presse-Artikel Theaterclub+ bei thearte: Inge Berneburg, Dr. Horst Euler, Aya Limbacher, Monika Link, Ingrid Masuhr, Brigitte Peters, Ulla Pospiech, Ulrike Sitte, Kurt Sogel Leitung: Brigitte Sturm-Schott Fotografie: Robin Krone Eintritt: Regulär: 12 € Ermäßigt: 8 € Anmeldung über: www.dock4.de/karten
Aufführungen | Schauspiel

Gelbes Gold

TiF - Theater im Fridericianum

Wie gelingt die perfekte Pommes-Zubereitung? Um diese zentrale Frage dreht sich alles im Leben von Fritz. Doch die Rückkehr seiner Tochter Ana bringt sein Leben in der Pommesbude ganz schön aus der Balance. Ana kehrt kurz vor ihrem Studienabschluss in der Großstadt wieder zurück in ihre Heimat. Dieser Ort in städtischer Randlage ist für sie eine Art Zwischenreich, das sich durch Stille und Weite, aber vor allem durch kleinbürgerliche Enge auszeichnet. Hier betreibt Anas Vater Fritz inmitten einer Plattenbausiedlung mit Hingabe und Leidenschaft eine mehr schlecht als recht gehende Pommesbude. Fritz’ Lebensgefährtin Mimi, Aushilfe im Imbiss, zeigt für diese verzweifelte Goldsuche jedoch nur wenig Verständnis, hat sie sich doch ein anderes Leben erhofft. Ähnliches gilt für Juli, Anas alte Freundin, die nie rausgekommen ist und in der örtlichen Kita arbeitet. Über der gesamten Szenerie schwebt neben dem Fettgeruch vor allem eine existenzielle Bedrohung durch ein geplantes Outlet-Center und riesige Abrisskräne. Irgendwo im Nirgendwo. Empathie, Schrulligkeit und trotzige Tragik zeichnen Fabienne Dürs Figuren aus. Mit ihrem neuesten Stück Gelbes Gold erzählt sie mit wunderbarer Melancholie und leiser Komik von kleinbürgerlicher Herkunft, vom Scheitern und von geplatzten Lebensentwürfen – lebensnah und einfühlsam. Fabienne Dür wurde 1993 in Berlin geboren und studierte Theaterwissenschaft und Deutsche Philologie an der Freien Universität Berlin sowie Szenisches Schreiben an der Universität der Künste Berlin. Sie war 2019 Leonard-Frank-Stipendiatin des Mainfranken Theaters Würzburg und erhielt 2021 mit Gelbes Gold eine Nominierung zum Heidelberger Stückemarkt. Tobias Schilling gründete 2016 nach Auslandsaufenthalten und Studium in Wien das freie Theaterensemble distrACT. Er inszenierte zahlreiche Projekte, bevor er 2021 als Regieassistent nach Kassel kam. Nach einigen Folgen Tausend deutsche Diskotheken in der letzten Spielzeit führt er nun Regie bei der Uraufführung Gelbes Gold. Regie: Tobias Schilling Bühne und Kostüme: Sibylle Pfeiffer Dramaturgie: Katja Prussas
Aufführungen | Schauspiel

Ein Mann der Kunst

TiF - Theater im Fridericianum

Er kann schon nerven, dieser Großkünstler KD Pratz, wie er da von den Zinnen seiner Burg hoch über dem Rhein auf die Gegenwart hinabschaut und keinen Zweifel aufkommen lässt: Alles, aber auch wirklich alles hat sich in den letzten Jahrzehnten, seit er mit seinen Bildern die Museen der Welt eroberte, zum Schlechteren entwickelt. Die Kunst der Gegenwart – „genauso kaputt wie die Gesellschaft“. Der emsige Betrieb um sie herum – Laienauftriebe zwischen Häppchen, Prosecco und hohlem Geschwurbel, „Kasperltheater für privilegierte Langweiler“. Die Welt – ein Irrenhaus, in dem Solidarität und Vernunft, Maß und Berechenbarkeit schon lange nicht mehr zählen: „Früher war man sozial. Heute ist man social media!“ In Ein Mann der Kunst konfrontiert der isländisch-deutsche Schriftsteller Kristof Magnusson einen einsamen, weltberühmten Groß-Ego-Künstler mit den Mitgliedern eines Kunstfördervereins. Letztere wollen den Neubau ihres Museums komplett dem Werk des alternden Malers widmen. Doch damit beide Seiten zusammenkommen können, müssen nicht nur schwierige Modalitäten, sondern auch so ziemlich alle derzeit strittigen gesellschaftlichen Fragen ausverhandelt werden. Klingt kompliziert – ist aber vor allem saukomisch. Nicht nur sein Humor, sondern vor allem das handwerkliche Feingefühl der Schauspielführung und die klare Fokussierung auf Figuren zeichnen Regisseur Dariusch Yazdkhasti aus. Geboren in Krefeld und aufgewachsen im Iran, studierte er Kunstgeschichte (!) und Philosophie in Köln sowie Regie in Hamburg. Seither entstanden zahlreiche Inszenierungen u. a. am Thalia Theater Hamburg, am Staatstheater Mainz und am Staatstheater Braunschweig. Seine Regiearbeit Konstellationen erhielt 2017 den Preis für die beste Inszenierung und den Publikumspreis beim NRW-Theatertreffen. „‚Ein Mann der Kunst‘ ist eine kurzweilige und bitterböse Satire auf den Kunstbetrieb, eitle Künstler und das Bildungsbürgertum, das sich gerne im Glanz der feinen Künste suhlt und sonnt. Absurd, humorvoll und entlarvend.“ WDR 5 Regie: Dariusch Yazdkhasti Bühne und Kostüme: Sibylle Pfeiffer Dramaturgie: Patricia Nickel-Dönicke Video: Konrad Kästner
Aufführungen | Schauspiel

Amok

TiF - Theater im Fridericianum

in einer Bühnenfassung von Patricia Nickel-Dönicke und Jan-Christoph Gockel Übernahme der Uraufführung des Theaters Osnabrück Gute Noten, erfolgreich im Job, Lob vom Chef: Sie überzeugt das alles nicht? Sie haben ständig das Gefühl, jemand könnte dahinterkommen, dass sie eigentlich ein Nichtskönner sind? Dann sollten Sie sich das Leben eines echten Hochstaplers ansehen: Bei Jean-Claude Romand beginnt alles ganz harmlos. Eine versäumte Medizin-Klausur, eine kleine Lüge, die größere nach sich zieht und aus dem Fertiggerichte fressenden Studenten Jean-Claude wird ein höchst angesehener WHO-Mediziner mit Familie, dickem SUV und standesgemäßem Haus. Alles – nur nicht Mittelmaß. Doch statt im Büro zu arbeiten, verbringt er seine Zeit im Wald oder im Flughafenhotel vor der Glotze. Er entwickelt 17 Jahre lang ein perfektes Scheinleben, bis der Bluff aufzufliegen droht und er zum fünffachen Mörder wird. Die Abgründigkeit dieser Geschichte scheint von Dostojewski zu stammen und doch hat sie sich 1993 in einem kleinen französischen Ort an der Schweizer Grenze zugetragen. Über sechs Jahre befasste sich der französische Erfolgsautor Emmanuel Carrère mit Jean-Claude Romand. Amok ist nicht nur ein Abend über das erbärmliche Gefangensein eines Hochstaplers in seiner selbst auferlegten Rolle, sondern auch über die erschreckende Faszination des Autors an dem Objekt seiner Dokumentation. Jan-Christoph Gockel verbindet wie nur wenige Regisseure Politik und Poesie. Seine Arbeiten, in denen oft Puppen, Schauspieler:innen, Musik und dokumentarisches Material aufeinandertreffen, wurden für den Nestroy-Preis nominiert, zum Heidelberger Stückemarkt und den Autorentheatertagen am Deutschen Theater Berlin eingeladen. Regie: Jan-Christoph Gockel Bühne und Kostüme: Julia Kurzweg Video: Florian Rzepkowski Dramaturgie: Patricia Nickel-Dönicke
Aufführungen | Schauspiel

Das Kalkwerk

TiF - Theater im Fridericianum

Konrad lebt zusammen mit seiner Frau in einem ehemaligen Kalkwerk. Sie ist auf den Rollstuhl und auf Konrads Hilfe und Pflege angewiesen. Die Außenwelt darf nicht eindringen, alle Kontakte gegen eine scheinbar feindliche Umwelt werden von ihrem Mann so gut es geht unterbunden. Beide haben sich in die absolute Einsamkeit zurückgezogen. Seit Jahren arbeitet Konrad tagtäglich an einer wissenschaftlichen Studie über das menschliche Gehör, wobei er nie wirklich dazu kommt, mit der Niederschrift zu beginnen. Auf eine sadistisch anmutende Art und Weise missbraucht er dabei seine eigene Frau für seine perfiden Experimente: Die Frau, die sich aufgrund ihrer Lähmung der Tortur nicht entziehen kann, muss Aussagen darüber treffen, wie sie welchen Laut wahrnimmt. Dabei führt ihm der körperliche Verfall der Kranken die Hinfälligkeit der menschlichen Natur vor Augen. Er scheitert an seinen eigenen Ansprüchen. Das Streben nach Perfektion endet schließlich in der Weihnachtsnacht in einer Katastrophe, gegen Konrad wird ermittelt … Thomas Bernhard hat mit Das Kalkwerk eine schreckliche Idylle, einen Denk-Kerker und einen Ort der narzisstischen Egozentrik geschaffen. Dabei wird die mystisch-paradoxe Wahrheitssuche Konrads zu einem Psychothriller, der in pandemischen Zeiten die eigene Isolation ins Absurde treibt. Thomas Bernhard gilt als einer der bedeutendsten österreichischen Schriftsteller. 1970 wurde er mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet, im selben Jahr erschien Das Kalkwerk. Der Roman wird von Regisseur Jan Friedrich auf die Bühne gebracht, der in seinen Inszenierungen Elemente aus Schauspiel und Puppenspiel verbindet und einzigartige Bilderwelten entstehen lässt. Er inszeniert u. a. am Volkstheater Wien, dem Theater Oberhausen und dem Staats-theater Mainz. In Kassel hat er sich in der Spielzeit 2021/22 Tschechows Der Kirschgarten gewidmet. Regie: Jan Friedrich Bühne: Alexandre Corazzola Kostüme: Jan Friedrich Musik: Nicki Frenking Dramaturgie: Patricia Nickel-Dönicke
Aufführungen | Schauspiel

Faust Gretchen

TiF - Theater im Fridericianum

„Meine Ruh ist hin“ – einer der Sätze, die bleiben, wenn man sich den Zitatenschatz aus Goethes Faust vergegenwärtigt. Ein Zitat, das das Dilemma Margaretes, genannt Gretchen, widerspiegelt. Der wohlsituierte Gelehrte Dr. Heinrich Faust hingegen ist in der Sinnkrise, verjüngt durch den Bund mit Mephisto drängt es ihn immer weiter zu weltbewegenden Abenteuern und ganz nebenbei zieht ihn das „Ewig Weibliche“ an. Heinrich ist hin- und hergerissen und sucht den Lärm der Welt. Und Gretchen? Goethe hat den realen Fall der Kindsmörderin Susanna Margaretha Brandt (1771) in Frankfurt verfolgt, parallel entstand sein Urfaust, der die althergebrachte Faust-Geschichte nunmehr um die Gretchentragödie ergänzt. Angesiedelt zwischen sozialer Situation und tragischer Liebesgeschichte erzählt sie das reale, fatale und ausweglose Schicksal einer jungen Frau jener Zeit. Nicht nur Faust und sein Begehren, sondern die gewaltigen Umstände der Zeit bringen Gretchen zu Fall. Frauen wie Gretchen waren meist unausgebildet, unwissend, abhängig und bedroht von Armut und Elend. Welche Spuren hinterlässt Fausts Vorwärtsdrängen im Leben Gretchens, die in bürgerlichen, aber doch ärmlichen Verhältnissen lebt? Welche Chance hatte sie im Leben und wäre ein sozialer Aufstieg überhaupt möglich gewesen? Eine junge Frau zwischen Begehren, Selbstbehauptung und sozialem Zwang auf der einen Seite und Bürger:innen auf der anderen Seite, die Gretchens Geschichte zu kennen glauben und sie aus ihrer Perspektive nacherzählen. Für Ihre Rolle als Gretchen war Emilia Reichenbach 2022 für den Gustav Rühle Preis nominiert. „Es ist Zeit, dass wir uns auf den Weg machen Gretchen 2021 ihre Würde zurückzugeben“, so Bert Zander, Regisseur und Videokünstler. Seine bisherigen Arbeiten an der Schnittstelle zwischen Videokunst und Theater waren u. a. an der Volksbühne Berlin, am Thalia Theater Hamburg und am Burgtheater Wien zu sehen. 2020 realisierte er für 3sat / ZDF Camus’ Die Pest als theatrale Miniserie. Eine Kooperation mit der Fördergesellschaft Staatstheater Kassel e. V. Regie: Bert Zander Bühne & Kostüme: Lene Schwind Schnitt: Fabián Barba Hallal Dramaturgie: Katja Prussas Mitarbeit Regie: Natascha Zander Regieassistenz: Lina Gasenzer
Aufführungen | Schauspiel

Der Kirschgarten

Schauspielhaus

„Wir haben Nachtfrost. Drei Grad unter Null, und die Kirschbäume stehen in voller Blüte. Ich kann unser Klima nicht billigen.“ Die Welt ist aus den Fugen in Anton Tschechows Kirschgarten: Gutsbesitzerin Ljubow Ranjewskaja kehrt aus Frankreich zurück in die russische Heimat, zurück zu ihrer Familie, zum Haus ihrer Kindheit mit dem malerischen Kirschgarten. Doch die gute alte Zeit, es gibt sie nicht mehr: Jahrelang haben alle über ihre Verhältnisse gelebt, die sich anbahnenden finanziellen Probleme bewusst ignoriert, lieber dem Hedonismus gefrönt, statt der bevorstehenden Katastrophe ins Auge zu blicken. Bis nur noch eine letzte, radikale Lösung bleibt: Die Abholzung des Kirschgartens, um ihn mit Datschen zu bebauen und an Sommergäste zu vermieten. Eine bittere Vorstellung für Ranjewskaja, die doch so viel Persönliches mit dem Kirschgarten verbindet – bereit, diesen Tribut zu zahlen, ist sie noch lange nicht… Der Kirschgarten zählt zu den meistgespielten Werken Anton Tschechows. Regisseur Jan Friedrich liest den Klassiker als Parabel auf den Klimawandel: Eine herannahende Katastrophe, die es abzuwenden gilt. Ein Zeitfenster zum Handeln, das längst überschritten ist. Menschen, die unfähig sind, das Private, persönliches Lieben und Leiden, hintenanzustellen, um den eigenen Lebensraum zu retten. Einzig der Emporkömmling Lopachin handelt statt bloß zu diskutieren – aber kann die Abholzung eines uralten Kirschgartens eine nachhaltige Lösung sein? Jan Friedrich verbindet in seinen Inszenierungen Elemente aus Schauspiel und Puppenspiel und erschafft so einzigartig bildstarke Welten. Er inszeniert u. a. am Deutschen Theater Berlin, dem Volkstheater Wien, dem Staatstheater Mainz, dem Theater Oberhausen und am Schauspiel Dortmund. Deutsch von Peter Urban Regie und Kostüme: Jan Friedrich Bühne: Alexandre Corazzola Kostüme: Jan Friedrich Musik: Nicki Frenking Licht: Oskar Bosman Dramaturgie: Dirk Baumann
Aufführungen | Schauspiel

Bunbury (Ernst ist das Leben)

Schauspielhaus

Deutsche Fassung von Elfriede Jelinek nach einer Übersetzung von Karin Rausch Im Zentrum die Dandys Jack und Algernon, Meister des Doppellebens: Landbewohner Jack hat seinen Bruder Ernst erfunden, um in London inkognito allerlei amourösen Vergnügungen nachgehen zu können. Stadtmensch Algernon wiederum besucht gerne seinen erfundenen Freund Bunbury, um es auf dem Lande recht bunt treiben zu können. Bei Tee und Gurkensandwich will Jack Schluss machen mit dem Lotterleben und hält bei Lady Brecknell in London um die Hand der schönen Gwendolen an. Doch Heirat ist auch immer Geschäft – und als adoptiertes Findelkind ist Jack unzumutbar, das wird also nichts! Enttäuscht kehrt Jack zu seinem Landsitz zurück – doch genau dorthin ist Algernon bereits vorgereist und „bunburysiert“ fleißig, indem er sich als Jacks erfundener Bruder Ernst ausgibt: Bei Tee und Muffins flirtet Algernon schamlos mit Cecily, auf die Jack als Vormund besonders Acht gibt. Außerdem hat Jack seinen Bruder Ernst doch gerade erst für tot erklärt! Als dann auch noch Gwendolen und Lady Brecknell auftauchen, ist das Chaos perfekt: Wer ist wer, wem ist es ernst? Eins ist jedenfalls klar: Cecily und Gwendolen wollen nur einen Mann heiraten, der auch Ernst heißt! Wie praktisch, dass sich beide Männer schnell noch in der örtlichen Kirche umtaufen lassen wollen … Oscar Wilde bringt mit Bunbury oder Ernst sein ist wichtig einen Komödienklassiker, eine Melange aus Verwechslungskomödie und absurdem Nonsens auf die Bühne, die mit brillanten Dialogen noch immer ihresgleichen sucht: Dass die vergnügliche Komödie mit einem Happy End aufwartet, ist unvermeidlich, denn was wäre eine echte Komödie ohne? Christian Weise – der in der Saison 2021/22 Sein oder Nichtsein auf die Bühne brachte – inszeniert Wildes Klassiker als knallbunte Verwechslungskomödie zwischen Schein und Sein und stellt dabei zugleich die Frage nach Frauen- und Männerbildern zwischen tradierten Rollen und gegenwärtigen Genderdebatten. Regie: Christian Weise Bühne: Nina Peller Kostüme: Paula Wellmann Mitarbeit Kostüme: Sandra Maria Paluch Musik: Falk Effenberger Dramaturgie: Dirk Baumann
Aufführungen | Musical

Next to Normal

Opernhaus

Deutsch von Titus Hoffmann Original-Broadwayproduktion von David Stone, James L. Nederlander, Barbara Whitman, Patrick Catullo und Second Stage Theatre Die Integrität einer Gesellschaft zeigt sich am Umgang mit denen, die nicht ganz normal sind. Nicht den gesellschaftlichen oder medizinischen Normen zu entsprechen, bedeutet allzu oft Ausgrenzung und Stigmatisierung – doch was fängt man mit einer Normalität denn überhaupt an, die sich als hochgradig toxisch entpuppen kann? Next to normal erzählt die Geschichte einer „fast normalen“ vierköpfigen Familie – scheinbar durchschnittlich, gewöhnlich, konventionell. Erst bei näherer Betrachtung wird sichtbar, welche Auswirkungen die psychische Krankheit der Mutter Diana Goodman auf das Familienleben hat: Ehemann Dan versucht die Familie zusammenzuhalten, Tochter Natalie sucht als Musterschülerin die Anerkennung, die sie zu Hause vermisst, und rutscht doch in die Drogen- und Medikamentenabhängigkeit ab. Und Sohn Gabe? Auch bei ihm läuft einiges nicht ganz „normal“. Next to Normal bringt die extremen Gefühlsschwankungen von Dianas bipolarer Störung auf die Bühne. Dabei spielen Trauer und Verlust eine ebenso zentrale Rolle wie Konflikte durch ihre psychiatrische Behandlung. Entsprechend groß ist auch die musikalische Bandbreite des Stücks: Von einfühlsamen Balladen bis zu mitreißenden Songs mit großen Musical-Finali bringt Next to Normal die ganze Klaviatur menschlicher Emotionen auf die Bühne. In diesem Sinne brachte es die New York Times auf den Punkt: es sei mehr als ein „Feel-Good-Musical – es ist ein Feel-Everything-Musical!“ Das Rock-Musical feierte 2009 am Broadway seine fulminante Premiere und kassierte zahlreiche Preise: unter anderem drei Tony Awards und den Pulitzer Preis – eine Auszeichnung, die einem Musical nur selten zuteil wird. Am Staatstheater Kassel konnte diese Produktion in der Spielzeit 2020/21 coronabedingt nicht realisiert werden und kommt nun endlich zu ihrer feierlichen Premiere. Für die Regie zeichnet sich der in Kassel bereits bekannte Regisseur Philipp Rosendahl verantwortlich – und kehrt so einmal mehr an seine langjährige Wirkungsstätte zurück. Musikalische Leitung: Peter Schedding, Donato Deliano Inszenierung: Philipp Rosendahl Bühne und Kostüme: Brigitte Schima Licht: Marie-Luise Fieker Dramaturgie: Felix Linsmeier Movement Director: Constantin Hochkeppel

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